Ausgewählter Beitrag
Am 19. November 2018 hatte ich meine Reha angetreten, nachdem ich einen gravierenden Hörsturz mit bleibendem Tinnitus, Hyperakusis und Taubheit hatte und immer noch habe. In der Reha hatte ich genug Zeit mir Infos einzuholen, um mich langsam auf ein CI (Cochlea Implantat) einlassen zu können.
Dass ich hier immer noch ohne ein CI bin ist höchstwahrscheinlich den vielen anderen Patienten geschuldet, die noch vor mir dran sind. Der Run auf die HNO-Klinik in Kiel scheint sehr hoch zu sein. Und mit jedem Tag, den ich länger auf einen Termin warten muss, gehen die Nerven blanker…stellen sich wieder Ängste ein…machen sich wieder Zweifel stark, ob die Entscheidung für ein CI die richtige war/ist.
Zuhause wieder angekommen, der Arbeit wieder nachgehend, stellt man fest, dass das so keine Lebensqualität hat, oder wenn die Arbeitskollegen nicht wirklich nachvollziehen können, was diese einseitige Taubheit und die Hyperakusis bewirkt, trotz Erklärungen mit Bildmaterial usw.. Es kostet Kraft, mich immer wieder überall erklären zu müssen...es kostet Kraft in jeder Lebenslage.
Der Akku ist schnell aufgebraucht und die Krankmeldungen häufen sich. Die Kopfschmerzen sind stets vorprogrammiert, sobald ich den Kindergarten betrete und ich bin unendlich müde, was eine Folgeerscheinung der Taubheit ist..
Es kostet unendlich viel Energie, meinen Vorgesetzten davon zu überzeugen, dass der Lärmpegel bei uns zu hoch ist, dass an den Räumlichkeiten etwas verändert werden muss. Dabei denke ich nicht nur in erster Linie an mich, sondern auch an die Kinder, die ebenfalls diesem Lärm ausgesetzt sind.
Stets sehe ich mich in der Rechtfertigungsecke und das zermürbt mich. Klar, dass der soziale Rückzug daher vorprogrammiert ist.
Ich habe im Januar einen Besprechungs-Termin in der HNO und hoffe, dass man mir baldmöglichst einen OP Termin gibt!
Anne Seltmann 12.12.2019, 17.29
Liebe Anne,
ich kann natürlich nicht nachvollziehen, wie es Dir geht. Ich weiß nur, dass mir als "Normalhörender" dieser ständige Lärm, der auf einen niederprallt und dem man sich oft auch nicht entziehen kann, schon Stresssymptome ausgelöst hat, so dass ich mir auch Hilfe in der Hinsicht geholt habe, wie ich damit besser umgehend kann.
Andererseits kann ich nachvollziehen, wie es an die Nieren geht, sich immer wieder rechtfertigen zu müssen. Durch meine Schuppenflechte habe ich ja auch so einiges durch.
Als ich vor 5 Jahren an der ersten Studie teilgenommen habe und die Spritzen den Erfolg brachten, den ich mir erhofft hatte, fühlte ich mich wie neugeboren. Ich hatte es gewagt, obwohl mir einige davon wegen der eventuellen Nebenwirkungen abgeraten hatten.
Ich hoffe und ich wünsche es Dir von ganzem Herzen, wenn Du Dich für so ein Implantat entscheidest, dass es den gewünschten Erfolg bringt und Du dann hinterher genauso zufrieden bist, wie ich es jetzt bin.
Liebe Grüße
Jutta
vom 12.12.2019, 20.54