Tag: Nadelkissen
Es war einmal ein kleines, buntes Nadelkissen namens Bruno. Bruno hatte ein gemütliches Leben auf Omas Nähtisch – na ja, so gemütlich, wie es eben sein kann, wenn man ständig mit Nadeln gespickt wird. Jeden Tag steckte Oma hier eine Stecknadel rein, dort eine Sicherheitsnadel, und wenn sie besonders kreativ war, drückte sie auch mal eine krumme Stopfnadel in sein weiches Bäuchlein.
Eines Tages hatte Bruno genug. "Ich bin doch kein Kaktus!", murmelte er vor sich hin, während Oma gerade mal wieder eine besonders spitze Nadel in ihn rammte. "Ich werde mich wehren!"
In der nächsten Nacht, als alle schliefen, versammelte Bruno die Nadeln um sich. "Hört zu, meine spitzen Freunde! Wir müssen fliehen! Immer werden wir gepiekst, verloren oder gebogen! Heute Nacht verlassen wir diesen Nähtisch – für immer!"
Die Nadeln waren begeistert. Nur die dicke Stopfnadel seufzte: "Aber wohin?"
"Wir… äh… finden einen besseren Platz! Vielleicht eine Schachtel! Eine, wo man uns nicht dauernd missbraucht!", rief Bruno mutig.
Gesagt, getan! In einer halsbrecherischen Aktion rollte Bruno über den Tischrand, die Nadeln sprangen hinterher – und landeten klirrend auf dem Boden.
Am nächsten Morgen betrat Oma die Nähstube. Sie sah sich um, hob eine Augenbraue und murmelte: "Na, wer hat denn hier einen Aufstand geprobt?"
Dann sammelte sie Bruno und die Nadeln liebevoll auf, setzte ihn zurück auf den Tisch – und steckte alle Nadeln wieder sorgfältig hinein.
Bruno seufzte. Die Flucht war gescheitert. Aber in dieser Nacht, das schwor er sich, würde er einen neuen Plan schmieden!
Anne Seltmann 29.03.2025, 06.14 | (2/2) Kommentare (RSS) | TB | PL