Tag: P
Es war ein kühler Herbstmorgen, und Anna, ein Mädchen mit langen Haaren und neugierigen Augen, saß wie jeden Tag in ihrem Rollstuhl am Fenster ihres Zimmers. Sie liebte diesen Platz, denn von hier aus konnte sie die ganze Welt beobachten: die bunten Blätter, die wirbelnd vom Wind davongetragen wurden, das Spiel der Sonnenstrahlen und die Vögel, die zwitschernd ihre Kreise zogen.
An diesem Tag aber hatte sie Geburtstag und es klopfte an ihrer Tür. Ihre Mutter trat mit einem geheimnisvollen Lächeln ins Zimmer. Hinter ihrem Rücken versteckte sie etwas – ein kleines, in buntes Papier gewickeltes Paket mit einer Schleife darauf. "Anna, ich habe hier etwas ganz Besonderes für dich", sagte sie und überreichte das Geschenk.
Anna nahm das Päckchen in die Hände, ihr Herz schlug schneller. Sie hatte keine Ahnung, was sich darin befinden könnte. Vorsichtig zog sie an der Schleife, entfaltete das Papier und fand darin ein kleines, hölzernes Amulett in Form eines Vogels, fein geschnitzt und glattpoliert.
"Das ist ein Schutzvogel", erklärte ihre Mutter. "Es gibt eine alte Geschichte über solche Vögel – man sagt, dass sie jedem, der an sie glaubt, Kraft und Freude schenken. Immer wenn du ihn ansiehst, kannst du dir vorstellen, dass du fliegst, so frei wie ein Vogel."
Anna betrachtete den kleinen Vogel in ihren Händen und fühlte, wie ein warmes Kribbeln sie erfüllte. Sie schloss die Augen und stellte sich vor, wie es wäre, tatsächlich durch die Luft zu gleiten, die Welt von oben zu sehen und den Wind in ihren Haaren zu spüren. Sie lächelte, und in diesem Moment war ihr, als würden Flügel in ihrem Herzen schlagen.
Von diesem Tag an trug Anna den kleinen Vogel an einem Band um den Hals. Jedes Mal, wenn sie ihn in die Hand nahm, fühlte sie sich mutiger und leichter. Auch wenn sie selbst nicht laufen konnte, trug dieser kleine Vogel ihre Träume – Träume von Freiheit, von Abenteuer und von einem Leben, das keine Grenzen kannte.
[Text © Anne Seltmann / Bild KI generiert]
29.10.2024, 09.45 | (1/1) Kommentare (RSS) | TB | PL
Ein Karussell,
dreht sich in sanften Kreisen.
Farben flimmern im Abendlicht,
Pferde aus Holz tragen Kinderträume,
die Welt verschwimmt.
Ein Moment nur –
als würde die Zeit innehalten,
ein Lachen, ein Blick in die Menge,
Gesichter verschwimmen,
alles dreht sich, alles bleibt.
Die Luft erfüllt von Zuckerwatte,
und dem Flüstern des Windes,
nur das leise Knarren des alten Holzes,
während das Karussell weiterzieht
in endlosen Runden,
vergängliche Träume, im Kreislauf der Nacht.
~*~
[Text © Anne Seltmann / Bild KI generiert]
29.10.2024, 06.53 | (1/1) Kommentare (RSS) | TB | PL
Eines Tages saß der kleine Prinz wieder auf seinem winzigen Planeten B 612, als ihn die Sehnsucht nach neuen Entdeckungen packte. Er hatte von der Erde gehört, von all den Menschen, die dort lebten, und von den Dingen, die sie in den letzten Jahrzehnten erfunden hatten – Smartphones, Autos, das Internet und soziale Medien. Neugierig darauf, wie die Erde sich verändert hatte, beschloss er, einen weiteren Besuch abzustatten.
Mit einem leisen Wunsch im Herzen landete er in einer kleinen, pulsierenden Stadt. Die Straßen waren voller Menschen, die alle an ihren Smartphones klebten. Jeder schien auf dem Weg zu sein, irgendetwas Dringendes zu erledigen. Der kleine Prinz fühlte sich verloren zwischen all den eiligen Schritten, also setzte er sich in einen kleinen Park und sah sich um. Ein Kind mit Kopfhörern und einem Tablet in der Hand kam vorbei und fragte neugierig: "Hey, wer bist du?"
"Ich bin der kleine Prinz", antwortete er mit einem Lächeln. "Ich komme von einem fernen Planeten und habe von all den Wundern hier gehört."
Das Kind lachte. "Wundern? Naja, du meinst wohl TikToks und Selfies"
Der kleine Prinz schaute verwirrt. "Was ist ein Selfie?"
Das Kind erklärte es ihm, zeigte ihm das Smartphone und machte ein Foto mit ihm. Als das Bild auf dem Bildschirm erschien, schaute der kleine Prinz aufmerksam hin. Doch er wirkte etwas enttäuscht. "Siehst du nicht? Das ist nur das Äußere", sagte er. "Ich möchte wissen, wie du innen bist, was dein Herz fühlt."
Das Kind schaute erstaunt auf und legte das Smartphone beiseite. "Hast du wirklich gerade gefragt, wie ich mich fühle? Keiner fragt mich das.
Der kleine Prinz lächelte und nickte. "Manchmal verwechseln die Menschen das Äußere mit dem Inneren. Sie rennen schnell, weil sie glauben, sie würden mehr sehen, aber das Wesentliche bleibt unsichtbar."
Zusammen spazierten sie durch die Stadt, und der kleine Prinz stellte Fragen über all die Dinge, die Menschen so wichtig erschienen. Er fragte nach Geld, nach Status, nach den sozialen Netzwerken, wo jeder immer zeigen wollte, wie schön sein Leben war. Das Kind begann zu begreifen, dass vieles von dem, was es für wichtig gehalten hatte, nur leere Hüllen waren – so wie die Affenbrotbäume, die der kleine Prinz immer wieder jäten musste, damit sie seinen kleinen Planeten nicht überwucherten.
Am Ende ihres Gesprächs sagte der kleine Prinz: "Weißt du, auf meinem Planeten gibt es eine Rose. Ich pflege sie und kümmere mich um sie, und sie ist einzigartig für mich. Vielleicht haben die Menschen hier auch etwas Einzigartiges in ihrem Leben, etwas, das ihnen wirklich etwas bedeutet. Sie müssen es nur wiederfinden."
Das Kind dachte nach und erinnerte sich an seine eigenen Freunde und die gemeinsamen Abende ohne Smartphones und Bildschirme, an die Abenteuer im Freien, an das gemeinsame Lachen. "Ich glaube, du hast recht", flüsterte es. "Ich habe schon fast vergessen, wie viel mir das bedeutet."
Bevor der kleine Prinz aufbrach, nahm das Kind sein Handy und deaktivierte die ganzen Ablenkungen, um wieder mehr zu "„sehen". Der kleine Prinz verabschiedete sich mit einem leisen Lächeln und sagte: "Die Sterne, die funkelnden Lichter am Himmel, erinnern dich immer daran: Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar."
Dann verschwand er, zurück zu seinem kleinen Planeten. Und das Kind blieb dort, den Blick auf die Sterne gerichtet, mit einem Herz voller neuer Fragen.
© Anne Seltmann
28.10.2024, 18.00 | (4/3) Kommentare (RSS) | TB | PL
Anne Seltmann 25.10.2024, 06.47 | (3/1) Kommentare (RSS) | TB | PL
Rainer Maria Rilke
Anne Seltmann 18.10.2024, 05.58 | (0/0) Kommentare | TB | PL
Still schlängelt sich die Straße
der Herbst flüstert durch die Bäume-
der Weg führt ins Nirgendwo
~*~
© Anne Seltmann
17.10.2024, 06.30 | (7/0) Kommentare (RSS) | TB | PL
Anne Seltmann 16.10.2024, 06.24 | (1/1) Kommentare (RSS) | TB | PL
Auf einem kleinen Bauernhof lebten Kühe, Schafe und ein Hahn. Sie hatten alles, was sie brauchten: frisches Gras, leckeres Futter und genug Platz zum Herumlaufen. Aber das Leben war ihnen zu langweilig geworden. Jeden Tag dieselben Routinen: Fressen, Schlafen, Muhen, Blöken oder Krähen. Es fehlte einfach das Abenteuer!
Eines Tages sahen sie aus der Ferne einen Zirkus vorbeiziehen. Bunte Zelte, fröhliche Musik, Kunststücke und Akrobaten. Sie waren begeistert! "Das könnten wir auch!" dachte die kleine Kuh. Die Schafe blökten zustimmend, und der Hahn flatterte aufgeregt umher. Sie beschlossen, Zirkuskunststücke aufzuführen.
Die Kuh wollte auf einem Seil balancieren, die Schafe träumten davon, durch Reifen zu springen, und der Hahn wollte jonglieren. Sie übten heimlich auf der Weide, aber als sie ihren Plan dem Bauern erzählten, lachte er nur. "Ihr seid Nutztiere, keine Zirkusartisten", sagte er kopfschüttelnd.
Doch die Tiere gaben nicht auf. Sie trainierten weiter, jeden Tag ein bisschen mehr. Eines Abends, als der Bauer und die Bäuerin nicht hinsahen, bauten sie heimlich ihre eigene kleine Zirkusvorstellung auf der Wiese auf. Die kleine Kuh balancierte auf einem Holzbrett, während die Schafe durch alte Reifen sprangen. Der Hahn jonglierte geschickt mit Maiskolben und das beste Kunststück kam zum Schluss. Sie bildeten zusammen einen Turm.
Als die Nacht hereinbrach, und der Mond den Hof in ein magisches Licht tauchte, bemerkte der Bauer plötzlich Lachen und Applaus. Verwirrt schaute er aus dem Fenster und traute seinen Augen kaum. Dort, auf der Wiese, leuchtete ihr Zirkus in voller Pracht, und die Tiere zeigten ihre besten Kunststücke.
Der Bauer und die Bäuerin waren beeindruckt. Sie beschlossen, den Tieren ihren eigenen kleinen Zirkus zu überlassen. Von da an fanden jede Woche auf der Weide Zirkusaufführungen statt, und die Tiere waren endlich glücklich, ihre Träume verwirklicht zu haben.
Die Moral der Geschichte? Man sollte nie unterschätzen, wozu jemand fähig ist, wenn er für seine Träume kämpft – auch wenn es nur eine Kühe, Schafe und ein Hahn sind!
© Anne Seltmann
Anne Seltmann 14.10.2024, 09.15 | (1/1) Kommentare (RSS) | TB | PL
Langsam fällt jetzt Blatt für Blatt
von den bunten Bäumen ab.
Jeder Weg ist dicht besät
und es raschelt, wenn man geht.
Bunte Blätter fallen vom Baum,
schweben sacht, man hört es kaum.
Plötzlich trägt der Wind sie fort,
wirbelt sie von Ort zu Ort.
Wie sie flattern, wie sie fliegen,
sinken und am Boden liegen.
~*~
Unbekannt
12.10.2024, 16.19 | (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL
Anne Seltmann 12.10.2024, 15.50 | (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL