Tag: P

In unserem Urlaub vor kurzem hatten wir einige Zielpunkte anvisiert und auch durchgeführt. Unplanmäßig kam das Freilichtmuseum in Glentleiten hinzu – und das war eine wunderbare Entscheidung. Solche Orte besuche ich auch hier in Kiel zu gern, aber dieses Freilichtmuseum war etwas ganz Besonderes.
Es fühlte sich an, als würde man durch die Zeit spazieren. Überall standen alte Bauernhäuser, Mühlen und Werkstätten, umgeben von Wiesen, Zäunen und Obstbäumen. Nichts davon wirkte wie eine Ausstellung – eher so, als hätten die Menschen nur kurz das Dorf verlassen, um auf dem Feld zu arbeiten.

Ich mochte besonders diese Ruhe. Nur das leise Knarzen der alten Holzbalken, irgendwo ein Huhn, dazu dieser Duft von Holz, Heu und Rauch. In jedem Raum spürte man Geschichte – einfache Möbel, getöpferte Schalen, handgewebte Tücher. Es war, als erzählten die Dinge ganz leise vom Alltag früherer Zeiten.
Und dann dieser Blick über die Hügel bis zu den Bergen – so weit, so klar. Für einen Moment vergisst man, dass draußen längst alles moderner, lauter, schneller geworden ist. Dort scheint die Zeit wirklich noch einen Augenblick länger zu verweilen.
Anne Seltmann 01.11.2025, 00.00 | (3/1) Kommentare (RSS) | TB | PL



Die Partnachklamm bei Garmisch-Partenkirchen ist ein eindrucksvolles Naturwunder, das tief in den Fels eingeschnitten ist. Aber das ist einen extra Post wert.


Anne Seltmann 30.10.2025, 00.00 | (4/1) Kommentare (RSS) | TB | PL


Jetzt heißt es: Vitamine, bitte!
Wenn die Tage kürzer werden, die Sonne sich rar macht und das Laub die letzten goldenen Grüße des Sommers verteilt, braucht unser Körper ein bisschen Unterstützung. Der Herbst ist schließlich die Zeit, in der wir zwischen Tee, Schal und Regenstiefeln gern mal vergessen, was uns wirklich stärkt: Vitamine – kleine Helfer mit großer Wirkung.
Es geht nicht um Pillen, sondern um Balance. Wer bunt isst, isst meist auch vitaminreich. Herbstgemüse, frisches Obst, ein paar Nüsse – und schon hat man ein farbenfrohes, gesundes Buffet auf dem Teller.

Paprika hat im übrigen tatsächlich deutlich mehr Vitamin C als die meisten Zitrusfrüchte. Das überrascht viele, weil Orangen und Zitronen oft als klassische Vitamin-C-Quellen gelten.
Zum Vergleich (durchschnittliche Werte pro 100 g):
Rote Paprika: etwa 120–150 mg Vitamin C
Grüne Paprika: etwa 100 mg
Orange: etwa 50 mg
Zitrone: etwa 50 mg
Damit enthält rote Paprika rund das Dreifache des Vitamin-C-Gehalts einer Orange. Besonders roh gegessen bleibt der Wert am höchsten – beim Kochen geht nämlich ein Teil des Vitamins verloren.
16.10.2025, 00.58 | (4/0) Kommentare (RSS) | TB | PL


licht kippt.
haut aus staub, mund aus echo
die bühne atmet – zögernd, dann zu viel
eine stimme fällt
zwischen zwei sätzen.
niemand hebt sie auf
im publikum: augen, die nicht wissen
wem sie gehören
textfetzen wie nägel im holz,
schmerzhaft ordentlich
wer spielt hier wen
licht wieder an.
alles bleibt gestellt
niemand geht
niemand bleibt
~*~
© Anne Seltmann

Anne Seltmann 14.10.2025, 06.20 | (0/0) Kommentare | TB | PL
Es gibt Pflanzen, die sofort beeindrucken – durch Blüten, Farben, Größe. Und es gibt den Farn, der mich immer wieder fasziniert! Still, grün, unscheinbar. Eine Pflanze, die keine Aufmerksamkeit fordert und sie doch auf magische Weise anzieht. Wer einmal genau hinsieht, erkennt, dass Farn kein einfaches Blattwerk ist, sondern eine Zeitreise, eine Meditation, ein Stück stiller Poesie.
Farn gehört zu den ältesten Pflanzen der Erde. Er existierte lange bevor Blumen
blühten, bevor Bäume Blätter trugen, bevor die Erde bewohnt war von Wesen, die
sie betrachten konnten. Seit über 350 Millionen Jahren entfaltet er sich in
seiner spiralförmigen Perfektion, fast unverändert – weil er nichts zu
verbessern hatte.
Was ihn so besonders macht, ist seine Haltung zum Leben. Farn wächst im Schatten. Er liebt Feuchtigkeit, Stille, das Verborgene. Während andere Pflanzen dem Licht entgegenstreben, bleibt der Farn nah am Boden, im Dämmergrün, wo die Welt leiser wird. Und gerade dort entfaltet er seine Schönheit – fein gefiedert, filigran, mit einer fast geometrischen Eleganz, die an die Muster der Natur selbst erinnert.
Seine eingerollten Blätter, die sich sanft öffnen, sind kleine Wunder der Geduld. Sie erinnern an Spiralen, an Muscheln, an das Unendliche. In ihnen steckt eine stille Kraft, ein Symbol für Neubeginn und Rückkehr. Vielleicht ist das der Grund, warum Farn in Mythen und Märchen eine so geheimnisvolle Rolle spielt. In alten Geschichten heißt es, er blühe nur in der Johannisnacht – ein Zauber, den nur wenige sehen können.
Doch gerade weil er keine Blüte trägt, ist Farn so ehrlich. Er braucht keine Farbe, keinen Duft, kein Spektakel. Er ist einfach – und darin vollkommen.
Anne Seltmann 11.10.2025, 17.35 | (4/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Kommissar Vogt zog den Mantel enger um sich. Der Regen hatte aufgehört, aber die Straße glänzte noch. Im Diner roch es nach altem Fett und abgestandenem Kaffee. Er setzte sich. Neben ihm schlürfte jemand laut, ohne jede Scham. Vogt sah hinüber – das Gesicht kam ihm bekannt vor. Früher hatten sie ihn schon einmal verhört, wegen eines Einbruchs. Und jetzt war er wieder hier, dieselbe Uhrzeit, derselbe Blick – eine Wiederkehr, an die Vogt nicht mehr geglaubt hatte. Dieses Mal würde es nicht vergeblich sein. Der Mann grinste. "Sie erinnern sich?" Vogt nickte. Draußen fuhr ein Streifenwagen vorbei. Der Kaffee war längst kalt.

Anne Seltmann 10.10.2025, 15.31 | (0/0) Kommentare | TB | PL

Es ist nicht die Stille selbst, die schwer zu ertragen ist. Es ist das, was in ihr lebt. Dieses kaum hörbare Wispern, das aus allem zu kommen scheint – aus der Uhr, die unregelmäßig atmet, aus dem Holz, das sich dehnt und wieder zusammenzieht, als suchte es nach einer Erinnerung an Wärme. Selbst das Licht scheint nach etwas zu greifen, das ihm entglitten ist.
Man sitzt da, hört dem Haus zu und spürt, dass alles um einen herum genauso einsam ist wie man selbst. Der Tisch, der Stuhl, die Schatten, selbst die Luft, die sich kaum bewegt. Nur das ferne Rauschen der Welt dringt noch herein – Stimmen, Schritte, das Leben der anderen, gedämpft, wie aus einer anderen Zeit.
Einsamkeit ist nicht das Fehlen von Menschen. Sie ist das Bewusstsein, dass selbst Nähe manchmal keine Brücke schlagen kann, wenn im Inneren Schweigen herrscht. Und vielleicht ist das der Moment, in dem man lernt, dieser Stille zuzuhören – nicht, weil sie Trost spendet, sondern weil sie endlich ehrlich ist.
Anne Seltmann 10.10.2025, 07.44 | (4/3) Kommentare (RSS) | TB | PL


verblühen heißt
nicht enden,
nur weniger werden.
staub hängt noch in der luft
wo gestern farbe war.
der stiel erinnert sich an grün,
die erde an das wort: halten.
ein wind streicht vorbei,
nimmt namen mit.
wer warst du,
sagt der tag zur blume,
und niemand antwortet.
zwischen den blättern
ein flirren von noch,
von fast,
von gleich.
manchmal
riecht die zeit nach dir,
nach diesem moment
bevor alles fälltAnne Seltmann 10.10.2025, 06.06 | (0/0) Kommentare | TB | PL

[KI generiertes Bild / Text © Anne Seltmann]

als sie die woche teilte
war es kein schnitt
sondern ein atemzug
das schwert lag still
auf der grenze zwischen dienstag und vergessen
sie stand dort
wie licht, das sich nicht mehr erinnert
woher es kommt
die tage
zogen in reih und glied
durch ihren blick
sie ließ sie gehen
eins nach dem andern
ohne schmerz
nur ein leises klingen
wie von wasser, das sich trennt
am ende blieb
eine halbe woche
und der gedanke
dass auch stille
schneiden kann
~*~
© Anne Seltmann

Anne Seltmann 08.10.2025, 17.46 | (0/0) Kommentare | TB | PL


meerweite
ich stehe
wo das wasser beginnt
und alles andere aufhört
die weite ist kein ort
sie ist ein denken in blau
ein vergessen der richtung
möwen kreisen
als wüssten sie
dass auch kreise
endlich sind
das meer trägt
und nimmt
im selben moment
ich bleibe
im wind
unentschieden
zwischen schritt
und schweben
~*~
© Anne Seltmann


Anne Seltmann 08.10.2025, 08.46 | (1/1) Kommentare (RSS) | TB | PL