Blogeinträge (Tag-sortiert)

Tag: geschichte

Das kleine Licht im Fenster


[Bild KI generiert / Text © Anne Seltmann]




In einer stillen Straße, in der die Häuser im Winter eng nebeneinander standen, lebte ein Mädchen namens Agneta. Es war die Zeit, in der die Tage früh dunkel wurden - und manchmal fühlte sich Agneta so, als würde die Dunkelheit auch leise in die Herzen kriechen.

Eines Abends fiel der Strom aus. Kein Summen, kein Fernseher, kein warmes Lampenlicht. Nur Dunkelheit - dicht wie ein Mantel.

Agneta holte eine kleine Kerze aus der Schublade, stellte sie in ein Glas und zündete sie an. Ein winziger Flammenpunkt - aber plötzlich sah der Raum nicht mehr fremd aus. Die Schatten tanzten, als wollten sie sagen: "Wir sind nicht gefährlich. Wir gehören dazu."

Agneta stellte die Kerze ans Fenster.

Von draußen sah der Nachbarjunge Tim das Licht. Er fühlte sich allein und ein bisschen ängstlich, doch der warme Schein zog ihn an. Er klopfte. Leni öffnete, und gemeinsam setzten sie sich an den Tisch. Sie erzählten Geschichten. Sie lachten. Die Zeit verging.

Kurz darauf kam die ältere Frau aus dem Nachbarhaus vorbei, mit einem Teller Kekse. Sie hatte die Kinder gesehen—und plötzlich fühlte sie sich nicht mehr so einsam. Dann kam noch jemand. Und noch jemand.

Bald saßen sie zu fünft im Wohnzimmer, nur erleuchtet von einer einzigen Kerze. Keine Musik. Keine Lichterketten. Nur Stimmen. Wärme. Nähe.

Als der Strom später zurückkam, flackerte das Deckenlicht auf  - grell und plötzlich. Agneta drehte es wieder aus.

"Das hier reicht" sagte sie und schaute auf ihre kleine Flamme.

Am nächsten Abend stellte sie wieder eine Kerze ins Fenster. Und am übernächsten. Irgendwann brannten an vielen Fenstern in der Straße kleine Lichter - nicht, weil der Strom fehlte, sondern weil jemand angefangen hatte.

Und manchmal, wenn jemand einen schweren Tag hatte, blieb er kurz stehen, atmete ruhig - und ging ein kleines bisschen leichter weiter.

Agneta begriff etwas Wichtiges:

Licht sein bedeutet nicht, heller zu sein als andere.
Es bedeutet, da zu sein - still, freundlich, zuverlässig.
Manchmal reicht eine winzige Flamme, damit jemand den Weg findet.

Und so brannte ihr kleines Licht weiter—nicht, um die Dunkelheit zu vertreiben,
sondern um zu zeigen, dass niemand allein durch sie gehen muss.


© Anne Seltmann



Anne Seltmann 26.12.2025, 10.05 | (2/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Glitzer im Winterwald: Die Weihnachtsmaus und ihr Helfer




[Bild KI generiert / Text © Anne Seltmann]

 

Im tiefen Winterwald lag Schnee wie Zucker über den Fichten. Die Weihnachtsmaus stapfte vorsichtig durch den weißen Teppich, auf der Suche nach dem perfekten Baum. Endlich fand sie ihn: hoch und gerade, mit Ästen, die noch ungeschmückt in den Himmel ragten.

"So kann Weihnachten doch nicht beginnen", piepste sie, während sie die ersten glitzernden Kugeln hervorholte.

Plötzlich raschelte es im Unterholz, und ein Elch mit rotem Schal trat aus den Bäumen. Seine Geweihe funkelten ein wenig vom Frost. "Ich sollte eigentlich beim Schlitten helfen", murmelte er, "aber ich glaube, ich kann hier gebraucht werden."

Gemeinsam schmückten sie den Baum:

Die Maus kletterte flink an den unteren Ästen, ordnete Lametta und kleine Beeren. Der Elch reichte vorsichtig die Kugeln an die höheren Zweige, dass sie nicht zerbrachen.

Die Schneeflocken wirbelten um sie herum, wie ein leiser Applaus der Natur.

Sie lachten, als der Elch sich im Lametta verhedderte, und sie schwiegen ehrfürchtig, als die ersten Waldlichter am Abend die Kugeln zum Glitzern brachten. Am Ende trat der Elch einen Schritt  zurück, die Maus richtete die letzten Äste.

Der Baum war nicht perfekt – aber warm, lebendig und voller Zauber.

"Weihnachten", flüsterte die Maus, "ist, wenn man zusammen schmückt, egal wie groß man ist." Der Elch nickte, und gemeinsam machten sie sich auf den Heimweg.

Am nächsten Morgen leuchtete der Baum zwischen den verschneiten Tannen, und der ganze Wald schien ein wenig fröhlicher zu atmen.


© Anne Seltmann






Anne Seltmann 23.12.2025, 15.19 | (4/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Adrian, der kleine Licht-Elch



[Bild KI generiert / Text © Anne Seltmann]



Der kleine Elch hieß Adrian, was er selbst für einen sehr erwachsenen Namen hielt, obwohl sein Geweih noch so kurz war, dass es eher wie zwei ehrgeizige Gedanken aussah. Das Problem – oder je nach Tagesform das große Glück – war: Adrians Geweih leuchtete.

Nicht stark. Nicht majestätisch.

Eher so wie eine vergessene Nachtlampe.

Das fiel erstmals auf, als Adrian sich abends im Wald verlaufen wollte (er war sehr gut darin, sich zu verlaufen) und plötzlich alle anderen Tiere stehen blieben.

"Warum ist es hier heller geworden?", fragte der Igel.

"Das bin ich", sagte Adrian entschuldigend und versuchte, den Kopf unter einen Farn zu stecken. Der Farn begann ebenfalls zu glimmen.

Von da an hatte Adrian ein Problem. Tarnung war unmöglich. Verstecken ebenso. Räuber sahen ihn schon von weitem und entschieden sich dann meist dagegen, weil niemand einem leuchtenden Elch traut. Das ist eine bekannte Regel im Wald.

Besonders schlimm wurde es nachts. Die Eulen beschwerten sich über Lichtverschmutzung, die Glühwürmchen fühlten sich in ihrer beruflichen Existenz bedroht, und einmal benutzte ein Wanderer Adrians Geweih, um eine Karte zu lesen.

"Ich bin kein Werkzeug!", rief Adrian empört, aber der Wanderer war schon weg.

Adrian versuchte alles: Schlamm, Moos, eine Mütze aus Birkenrinde. Nichts half. Sein Geweih leuchtete durch alles hindurch, freundlich, hartnäckig, ein bisschen stolz.

Irgendwann hörte Adrian auf, sich zu schämen. Er stellte sich an die dunkelste Stelle des Waldes und wartete. Nach und nach kamen die Tiere. Nicht, um ihn auszulachen – sondern um sich zu wärmen, Geschichten zu erzählen und endlich mal wieder etwas zu sehen.

Seitdem ist Adrian offiziell der Wald-Elch mit eingebauter Beleuchtung.

Er findet das okay.

Manchmal dimmt er sein Geweih.

Aber nur, wenn er schlafen will.

 

 © Anne Seltmann

 

 




Anne Seltmann 19.12.2025, 07.48 | (3/1) Kommentare (RSS) | TB | PL

Mäusemusik im Winterzimmer



[Bild KI generiert / Text © Anne Seltmann]



An einem stillen Winterabend standen vier kleine Weihnachtsmäuse vor einem hohen Tannenbaum, der bis zur Spitze nach Harz und Schnee roch. Ihre Pfoten waren kalt, aber ihre Herzen warm. Der Baum funkelte, als hätte er heimlich den Sternenhimmel eingesammelt und zwischen seine Zweige gesteckt.

Die Mäuse räusperten sich feierlich und begannen zu singen. Ihre Stimmen waren dünn wie Fäden, aber zusammen klangen sie mutig und hell. Der Tannenbaum lauschte so aufmerksam, dass eine Nadel vor Rührung zu Boden fiel. Mit jedem Lied schien der Raum ein wenig heller zu werden, als hätte die Dunkelheit selbst gern mitgesungen.

Als das letzte Lied verklungen war, verneigten sich die Mäuse tief. Der Baum raschelte leise zurück, und für einen Moment wussten alle: Das war Weihnachten, genau so, wie es sein sollte.


© Anne Seltmann




Anne Seltmann 16.12.2025, 10.29 | (3/1) Kommentare (RSS) | TB | PL

Die Müdigkeit der guten Wünsche








Vesna saß an ihrem Schreibtisch, der Stift lag sauber ausgerichtet neben den Karten, alle gleich, alle mit glänzenden Rändern und dem gleichen Versprechen von Wärme. Draußen hing der Dezember grau und still, drinnen roch es nach Tee und ein wenig nach Gewohnheit.

Vesna drehte eine der Karten zwischen den Fingern. "Frohe Weihnachten und ein gesundes neues Jahr." Sie kannte den Satz auswendig. Sie hatte ihn tausendmal geschrieben, mit kleinen Variationen, mal mehr Herzlichkeit, mal mehr Förmlichkeit. Und jedes Mal war es dasselbe gewesen.

Ich mag keine Weihnachtspost mehr schreiben, dachte sie und erschrak fast über die Klarheit dieses Gedankens. Nicht aus Trotz. Nicht aus Kälte. Sondern aus Müdigkeit.

Die Wünsche langweilten sie, weil sie hohl geworden waren. Gesundheit, Frieden, Glück – große Worte, die niemand erklären musste und die doch niemand wirklich meinte.

Sie fühlten sich an wie automatische Gesten, wie Nicken im Vorübergehen. Vesna fragte sich, ob man all das wirklich noch wünschen konnte, ohne etwas dabei zu empfinden.

Sie legte den Stift weg. Früher hatte sie geglaubt, Höflichkeit sei gleichzusetzen mit Verbundenheit. Jetzt spürte sie, dass zwischen beidem eine Lücke lag. Eine leise, unbequeme.

Vielleicht, dachte sie, ist es ehrlicher, nicht zu schreiben. Oder nur einer Person. Oder einen Satz, der wirklich von ihr kam – unbeholfen, nicht rund, aber wahr. Einen Satz, der nicht alles wollte, sondern nur meinte: Ich habe an dich gedacht, heute.

Vesna nahm eine der Karten und schob sie zurück in die Schachtel. Nicht aus Ablehnung, sondern aus Respekt vor den Worten. Wenn sie schrieb, dann wollte sie wieder etwas zu sagen haben. Und bis dahin durfte auch Stille ein Geschenk sein.


© Anne Seltmann


Nun in eigener Sache:

Ich habe in diesem Jahr nur in sehr reduzierter Form Weihnachtskarten verschickt, da ich das Schreiben von Weihnachtspost zunehmend als belastend empfinde. Zukünftig werde ich es ganz einstellen.

Es waren diesmal 16 am Stück!

Eure Karten, die ich alle noch habe,  haben mich stets erfreut und bedeuten mir viel! Nun, es ist meine persönliche Müdigkeit, die das Schreiben zu einer Art automatischen Geste macht, wie ein beiläufiges Nicken, so wie es meine Protagonistin erlebt.

Worauf ich natürlich nicht verzichten werde, ist weiterhin Geburtstagsgrüße zu versenden.

 

 Ich bitte daher um Verständnis!





Anne Seltmann 14.12.2025, 10.41 | (4/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Tula und das Weihnachtswunder



 

[Bild KI generiert / Text © Anne Seltmann]



Es war einmal ein kleines Mädchen namens Tula. Sie lebte in einem alten Kinderheim am Rand einer Stadt, wo im Winter der Schnee immer so hoch lag, dass man fast darin versinken konnte. Die Wände im Heim waren kalt und grau, und obwohl die Erzieher nett waren, fühlte sich Weihnachten für Tula immer irgendwie leer an.

Im großen Saal stand ein kleiner Plastikbaum mit glitzernden Kugeln, die jedes Jahr gleich aussahen. Unter dem Baum lagen ein paar eingepackte Geschenke, aber Tula wusste, dass sie nichts davon wirklich glücklich machen würde. Sie sehnte sich nach etwas anderem – nach jemandem, der sie in den Arm nahm und sagte: "Schön, dass du da bist, Tula."

Am Heiligabend gab es Kartoffelsalat und Würstchen. Die anderen Kinder lachten und tuschelten, aber Tula starrte nur in die flackernde Kerze vor ihr. Sie dachte: Warum fühlt sich das alles nicht so an wie im Fernsehen? Da sitzen Familien zusammen und lachen. Ich will das auch.

Später schlich sie sich hinaus in den Garten. Der Schnee glitzerte im Mondlicht, und die Luft roch ganz frisch. Sie schaute in den Himmel, wo die Sterne funkelten wie kleine Lichter. "Liebes Christkind", flüsterte sie, "ich wünsch mir kein Spielzeug. Ich wünsch mir nur jemanden, der mich liebhat."

Da hörte sie ein leises Winseln. Aus dem Dunkeln kam ein kleiner Hund, ganz zitterig und mit einer roten Schleife um den Hals. Tula hielt den Atem an. Vorsichtig streckte sie ihre Hand aus. Der Hund kam näher, legte seine kalte Nase an ihre Finger und sah sie mit großen, runden Augen an.

"Na du?", flüsterte Tula "Bist du auch allein?" Der Hund legte sich einfach auf ihre Füße, als würde er sagen: Nicht mehr.

Tula nahm ihn in den Arm. Sein Fell war warm, und sie spürte, wie ihr Herz ganz ruhig wurde. Sie dachte: Vielleicht hat das Christkind mich doch gehört.

Als die Heimleiterin sie später fand, saß Tula immer noch im Schnee, den kleinen Hund fest umarmt. Die Frau lächelte und sagte leise: "Dann seid ihr jetzt wohl zwei, die zueinander gehören."

Und so war es. Seit dieser Nacht fühlte sich Weihnachten für Tula anders an – weich, warm und ein bisschen wie zuhause.


© Anne Seltmann


Anne Seltmann 13.12.2025, 00.00 | (2/1) Kommentare (RSS) | TB | PL

Freitag ist Fischtag N°33



[KI generiertes Bild / Text © Anne Seltmann]



Agneta saß am Küchentisch wie eine Statue mit Zöpfen und beleidigtem Blick. In ihrer Hand hing ein Fisch, der so schlaff und vorwurfsvoll wirkte, als wolle er sagen: "Na los, iss mich. Es ist Freitag. Das macht man so!"
Agneta hielt ihn von sich weg, als wäre er ein besonders unmotiviertes Wasserspielzeug. "Tradition hin oder her", murmelte sie, 2ich esse doch auch nicht jeden Mittwoch Rosenkohl, nur weil es mal jemand beschlossen hat.."

Ihre Mutter seufzte. "Agneta… Freitag ist nun mal Fischtag. Das war schon bei Oma so."
"Ja, und Oma glaubt auch, dass Brennnesseltee Charakter bildet", antwortete Agneta. "Trotzdem trinkt den keiner freiwillig."

Der Fisch baumelte in ihrer Hand und sah aus, als bereue er jede Entscheidung seines Lebens.
Agneta legte ihn auf den Teller. "Ich esse heute keinen Fisch. Der guckt so, als würde er gleich wieder anfangen zu erzählen, wie es auf dem Meeresgrund war."
Die Mutter verdrehte die Augen. "Was willst du denn dann essen?"
Agneta dachte kurz nach. "Pizza. Und ich nenne das einfach… bodenbewohnerfreundliche Alternative."

Genau in dem Moment vibrierte ihr Handy. Eine Sprachnachricht von Oma. Agneta drückte drauf.
"Kind! Wenn du keinen Fisch willst, dann iss eben keinen. Freitag ist Tradition, kein Vertrag! Ich ess grad Nougat. Küsschen!" Oma konnte wohl Gedanken lesen.

Agneta grinste breit, legte den Fisch zurück in die Schüssel und flüsterte: "Sorry, Flosse… wir beide passen heute einfach nicht zusammen."
Dann bestellte sie Pizza mit extra Käse.

Und der Fisch glotzte nur noch dekorativ.



© Anne Seltmann


Anne Seltmann 12.12.2025, 08.09 | (1/1) Kommentare (RSS) | TB | PL

Freitag ist Fischtag N°32



[Bild KI generiert / Text © Anne Seltmann]



Der Raum roch nach warmem Stroh und einem Hauch von Meer, als das Mädchen im roten Kleid den Marktplatz betrat. Ihr Haar fiel wie ein goldener Sturm über die Schultern, und in ihren Armen trug sie zwei Geschenke der Welt: einen frisch gefangenen Fisch und ein Bündel duftender Weizenähren.

Seit jeher hieß es im Dorf, sie könne hören, wie die Dinge miteinander sprechen. Nicht laut, nicht wie Menschen – eher wie ein leiser Gedanke, der sich in den Wind mischt. Und so erzählte der Fisch ihr noch von den Tiefen des Wassers, vom Glitzern der Strömung und den Schatten großer Schwärme. Die Weizenähren dagegen flüsterten von Sonne, trockenen Feldern und dem Tanz der Mohnblumen.

Die Leute sahen sie, nickten ehrfürchtig und machten ihr Platz, denn sie wussten: Wenn sie beides zusammenbrachte – das, was über dem Land wuchs, und das, was im Wasser lebte – dann würde der Winter milder werden. So war es jedes Jahr gewesen. Es war, als trüge sie eine alte Magie in sich, die niemand erklären konnte, aber jeder fühlte.

Sie stellte den Korb ab, hielt den Fisch ein wenig fester und lächelte sanft. Heute wollte sie das Gleichgewicht zwischen Erde und Wasser erneuern. Heute war der Tag, an dem die Elemente durch ihre Hände Frieden schlossen.

Und irgendwo zwischen Korn und Schuppen, zwischen Wind und Salz, begann die Welt ein kleines Stück heller zu leuchten.


© Anne Seltmann 






Anne Seltmann 05.12.2025, 08.00 | (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Freitag ist Fischtag N°31




[Bild KI generiert / Text © Anne Seltmann]



Unter der Oberfläche des Wassers lebten zwei Fische, beinahe durchsichtig vor Reinheit. Sie bewegten sich, als wären sie nicht aus Schuppen und Fleisch, sondern aus Atemzügen und Erinnerung. Niemand wusste, wie alt sie waren oder woher sie kamen. Manche sagten, sie hätten einst im Meer der Wünsche geschwommen, andere behaupteten, sie seien Träume, die den Schlaf verlassen hatten.

Sie waren untrennbar. Nicht weil sie einander brauchten, sondern weil sie einander verstanden. Der eine war Mut, der andere Gelassenheit. Wenn einer aufstieg, folgte der andere, wenn einer versank, hielt ihn der andere an der Flosse und führte ihn zurück ins Licht.

Über ihnen glitten Luftblasen wie Gedanken, die nie ausgesprochen wurden. Und während die Welt an der Oberfläche lärmerfüllte Tage und unruhige Nächte zählte, schufen die beiden ihren eigenen Rhythmus, langsam und still.

Manchmal kamen Menschen an das Glas ihres Aquariums, fasziniert von dieser ungewöhnlichen Schönheit. Sie sahen zwei Fische. Sie sahen Harmonie. Doch keiner erkannte, dass es in Wahrheit ein Versprechen war, das sie da betrachteten:

Immer weiterzuschwimmen. Auch dann, wenn alles schwer wirkt, wenn die Welt verschwommen erscheint, wenn man den Grund nicht sieht.

Denn die Fische wussten etwas, das die Menschen oft vergessen: Wer nicht aufgibt, der treibt nicht. Hey bleibt in Bewegung!

Und so schwammen sie weiter – leicht, lautlos und unerschütterlich. Als Erinnerung daran, dass man auch im tiefsten Wasser niemals allein ist.



© Anne Seltmann



Anne Seltmann 28.11.2025, 06.10 | (0/0) Kommentare | TB | PL

Floral Friday Fotos 2025 N° 32





[Aus dem Gartencenter meines Vertrauens]




Die Calla, die botanisch eigentlich Zantedeschia heißt, stammt ursprünglich aus dem südlichen Afrika, wo sie in feuchten Gebieten wächst. Ihre elegante Form ist kein Zufall: Eigentlich ist das, was wir als Blüte wahrnehmen, nur ein hochgewachsenes Hochblatt, das den eigentlichen Blütenkolben umschließt. Dieses reduzierte, fast skulpturale Erscheinungsbild hat sie zu einer der beliebtesten Blumen für besondere Anlässe gemacht – von Trauerfeiern bis zu Hochzeiten, ein Spannungsfeld, das kaum eine andere Blume so selbstverständlich trägt.

In der Symbolik steht die Calla oft für Reinheit, Eleganz, Wiedergeburt und Übergang. Vielleicht, weil ihre Form so ruhig wirkt, fast wie ein Zwischenraum: etwas, das beginnt oder endet, aber beides mit derselben Gelassenheit.

Außerdem ist die Calla nicht nur schön, sondern auch robust. Sie wächst im Garten, in Vasen und sogar in Töpfen erstaunlich zuverlässig. Wichtig ist nur, dass sie genügend Feuchtigkeit bekommt – ein Echo ihrer Herkunft aus sumpfigen Regionen.

Und noch ein kleiner Fun-Fact: Trotz ihres eleganten Rufes ist sie giftig. Alle Pflanzenteile enthalten Stoffe, die Haut und Schleimhäute reizen können. Schönheit mit klarer Grenze also – sie zeigt deutlich, wie nah Anmut und Vorsicht manchmal beieinander liegen.






Anne Seltmann 21.11.2025, 05.54 | (0/0) Kommentare | TB | PL

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