Ein Männlein steht im Walde...
ganz still und stumm,
Es hat von lauter Purpur ein Mäntlein um.
Sagt, wer mag das Männlein sein,
Das da steht im Wald allein
Mit dem purpurroten Mäntelein.
Das Männlein steht im Walde auf einem Bein
Und hat auf seinem Haupte schwarz Käpplein klein,
Sagt, wer mag das Männlein sein,
Das da steht im Wald allein
Mit dem kleinen schwarzen Käppelein?
...würde man/frau jetzt hier singen wollen. Es ist eins der zahlreichen volkstümlichen Kinderlieder von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben aus dem Jahr 1843. Ich habe als Kind immer geglaubt, dass es sich um einen Fliegenpilz handelt. Und doch ist nicht ganz klar, ob nicht doch eine andere Pflanze gemeint war, denn der Text gibt Rätsel auf. Die Hinweise deuten auf der einen Seite auf die Hagebutte. Andererseits aber lässt das Lied auch den Fliegenpilz als Lösung zu, wie der Musikwissenschaftler Hans-Josef Irmen darstellt.
Irmen führt aus:
„Tatsächlich wächst die Hagebutte nicht im Wald allein, sondern
zumindest am Waldesrand, ‚am Rain‘, und ihre Früchte stehen zahlreich
beisammen. Hoffmann weist dem Ratenden in der ersten Strophe einen
falschen Weg, jedermann denkt zuerst an den Fliegenpilz. Erst wenn als
weiteres Indiz der zweiten Strophe das ‚schwarze Käppelein‘ bekannt
wird, ist klar, dass es sich um die Hagebutte handelt. Der Widerspruch
zwischen beiden Strophen lässt darauf schließen, dass der Dichter
inkompatible Vorlagen zu vereinigen suchte.“
Pilzkundige aber weisen auch auf den Satanspilz
hin. In früher Form hat dieser eine schwarze Kappe und oft ein
purpurrotes "Mäntelein". Also doch Pilz? Wer ganz sich gehen will, liest halt die letzte und dritte Strophe aus dem Lied, allerdings wird diese gesprochen:
Das Männlein dort auf einem Bein
Mit seinem roten Mäntelein
Und seinem schwarzen Käppelein
Kann nur die Hagebutte sein.