Ausgewählter Beitrag
Die Wörter für die Textwoche lauten:
Teppich
gläsern
flattern.
Als er in das Innere des Schlosshofes kam, schliefen die Soldaten, die Wachhunde lagen schnarchend in ihren Hundehütten. Die Fanfarenbläser hingen über der Mauer wie schlaffe Säcke. "Merkwürdig, sogar die Fahnen flattern nicht mehr", dachte er als er den Blick nach oben wendete. Und auch der Koch, der dem Küchenjungen eine Backpfeife verpassen wollte, stand starr mit erhobener Hand.
Stille! Nichts als Stille! Noch nicht mal ein Rascheln der Blätter oder gar ein Vogellaut. Das war schon merkwürdig, denn hier war sonst ständiges Treiben im Hof oder man hörte das Geklapper aus der Schlossküche.
Er ging durch das große Portal, kam auf direktem Wege in den Thronsaal, und auch hier lagen die Wachen auf dem Teppich und man glaubte es nicht, auch sie schnarchten.
Weitere Schritte brachten ihn direkt zu dem Thron, auf dem er ein wunderschönes Mädchen sah. Und auch sie saß dort und schlief tief und fest. Wobei sie einen eleganteren Eindruck machte als die Wachen.
Dabei war er doch gekommen, um zu sehen, welcher Fuß nun in den Schuh, der gläsern war, passte und ob es seine Angebetete ist, die er schon im ganzen Land gesucht hatte.
Mit einem Mal drehte er sich um und sprach:" Hallo du, die diese Zeilen schreibt! Du hast da was verwechselt. So geht
das Märchen nicht. Diejenigen die in dem einen Märchen schlafen, hieß doch
Dornröschen. Und der Schuh, den die Prinzessin auf meiner Schlosstreppe verlor,
heißt Aschenputtel!"
Völlig erschrocken ließ ich den Federhalter fallen. Wie kann es sein, dass ein Protagonist mit mir spricht?
Ich schaute mich um, um zu sehen, ob nicht irgendwer mit mir Scherze trieb. Aber es war niemand anderes da, außer mir.
Ich nahm also meinen Federhalter wieder zur Hand, um an der Geschichte weiterzuschreiben, als ich plötzlich Hundegebell vernahm.
Anne Seltmann 25.04.2020, 10.53
Na, der Schuh heißt bestimmt nicht Aschenputtel – aber ich finde die Idee, nicht nur zwei Märchen miteinander zu vermischen, sondern auch noch, dass sich der Protagonist sozusagen realtime bei seinem Schöpfer beschwert, ausgesprochen witzig. Jetzt wüsste ich nur gern, wessen Hunde da stören ...
Liebe Grüße
Christiane ;-)
vom 25.04.2020, 16.53