Blogeinträge (themensortiert)

Thema: PerlenhafteProjekte

Miau-velous Moments N° 47







Verspielte Babykatzen sind wie kleine Flausch-Raketen mit eingebautem Chaos-Modus. Eine Sekunde sitzen sie unschuldig da, als könnten sie kein Wässerchen trüben – und in der nächsten jagen sie ihrem eigenen Schwanz hinterher, als wäre er ein international gesuchter Schurke.

Sie stolpern beim Rennen über ihre eigenen Pfoten, tun dann aber so, als wäre genau das der Plan gewesen. Springen auf Kartons, in die sie nicht passen, verschwinden in Tüten, die rascheln, und finden jedes einzelne Objekt im Haushalt verdächtig genug, um es mindestens zehn Minuten lang zu beobachten.

Und wenn sie dann müde werden, fallen sie einfach um. Mitten im Spielen. Wie ein kleiner Flausch-Computer, dessen Akku plötzlich leer ist.

Kurz gesagt: Babykatzen sind die süßeste Form von Anarchie – und man kann ihnen einfach nicht böse sein.




Anne Seltmann 19.11.2025, 06.06 | (2/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

MosaicMonday N° 82







Lange Zeit habe ich meine Fotos über eine App in * Polaroid-Rahmen gesetzt und auf Instagram geteilt. Ich mag den Look dieser klassischen Rahmen sehr. Wer erinnert sich nicht an die Polaroid-Kamera, bei der die Bilder in Sekundenschnelle aus der Kamera kamen? Mein Vater hatte noch so ein Gerät, und es war immer wieder spannend zu sehen, wie die Fotos direkt vor den Augen auf dem Papier sichtbar wurden – eine kleine technische Magie der Zeit.

Einige Bilder habe ich hier für das Mosaik Monday verwendet, die ich wie folgt von links nach rechts beschreibe:


In Eckernförde

Diese farbenfrohen Holzhäuser stehen nicht etwa in Skandinavien, sondern direkt in Eckernförde an der Bucht. Sie gehören zur Speicherpassage, die als Erweiterung der Innenstadt neue Läden und mehr Leben ins Viertel gebracht hat. Die Häuser ziehen sofort die Blicke auf sich, denn eine solche Bauweise kennt man sonst eher aus Ländern wie Schweden, Norwegen oder Dänemark.

 

In Hamburg

Haus Nummer 56 am Kaiserkai ist ein markantes Gebäude in der HafenCity. Die weiße, geneigte Fassade fällt sofort ins Auge, und die wannenförmigen Balkone heben sich deutlich vom Baukörper ab. Jede Wohnung verfügt über einen Balkon oder eine Terrasse, von denen aus man die frische Brise spürt und den Blick auf den Hafen genießen kann. Das Gebäude sticht durch sein modernes Design klar aus der Umgebung heraus.

 

In Worms

Das Nibelungentor in Worms ist ein historisches Stadttor, das einst Teil der mittelalterlichen Stadtbefestigung war. Es liegt an einer wichtigen Einfallstraße und diente früher als Zugang zur Stadt. Das Tor hat einen massiven, wuchtigen Baukörper aus Stein und vermittelt noch heute den Eindruck von Stabilität und Schutzfunktion.

Architektonisch zeigt es typische Merkmale mittelalterlicher Wehranlagen: hohe Mauern, ein großes Torgewölbe und Schießscharten für Verteidigungszwecke. Heute ist das Nibelungentor vor allem ein Wahrzeichen von Worms und erinnert an die Geschichte der Stadt. Es wird sowohl von Einheimischen als auch von Touristen gerne als Fotomotiv genutzt.


In Kiel

Der Ravensberger Wasserturm in Kiel ist ein auffälliges Backsteingebäude, das ursprünglich Ende des 19. Jahrhunderts für die städtische Wasserversorgung gebaut wurde. Sein Zweck war simpel: Er sollte genügend Wasserdruck für die höher gelegenen und mehrstöckigen Häuser schaffen, die damals in Kiel entstanden.

Der Turm steht auf einer künstlichen Anhöhe und hat eine robuste, eher funktionale Bauweise, die an mittelalterliche Türme erinnert. Innen befand sich früher ein großer Wasserbehälter, der das Leitungsnetz stabil hielt.

Nach vielen Jahrzehnten im Einsatz wurde der Wasserturm stillgelegt und später umgenutzt. Heute befindet sich im Inneren Wohnraum, während das äußere Erscheinungsbild weitgehend erhalten geblieben ist. Dadurch ist der Turm zwar kein technisches Bauwerk mehr, aber weiterhin ein markanter Punkt im Stadtbild von Kiel.

 

In Kiel

Die Holtenauer Hochbrücken sind zwei markante Stahlbrücken, die sich in großem Bogen über den Nord-Ostsee-Kanal bei Kiel spannen. Sie verbinden Holtenau mit dem Kieler Festland und gehören zu den wichtigsten Verkehrswegen im Norden. Von unten wirken sie fast schwebend, weil sie den Kanal in beeindruckender Höhe überqueren und großen Schiffen problemlos die Durchfahrt erlauben.

Wer unten am Wasser steht, sieht ihre langen, klaren Linien und die typische technische Schlichtheit, die norddeutsche Ingenieurbauwerke oft auszeichnet. Ob bei Sonnenschein, im Nebel oder abends im Streulicht der Hafenanlagen – die Brücken haben immer eine gewisse Ruhe und Größe.

Für viele Menschen sind sie mehr als reine Infrastruktur: Sie gehören zum Landschaftsbild des Kanals, sind Orientierungspunkt, Fotomotiv und symbolisieren die Verbindung zwischen Meer, Hafen und Stadt.

In Kiel

Die Villa Hoheneck in Altenholz-Knoop (Friedrich-Voß-Ufer 57) ist ein historisches Gebäude mit großer Bedeutung. Sie wurde 1902/03 von der Baufirma * Göttsch & Untiedt errichtet.

Die Lage ist besonders: Hoch über dem Ufer des Nord-Ostsee-Kanals, was der Villa eine sehr prominente und malerische Stellung verleiht.

In ihrer Geschichte war die Villa Hoheneck nicht nur herrschaftlicher Wohnsitz: In den 1960er und 70er Jahren diente sie unter anderem als Tanzlokal und Studentenkneipe.

Heute beherbergt sie neben viel Wohnraum, eine Praxis für Brustdiagnostik – die modern renovierte Villa wird also weiter genutzt und gepflegt. 


In Bremen

Das historische Rathaus in Bremen ist eines der bekanntesten Gebäude der Stadt und steht direkt am Marktplatz. Es fällt sofort durch seine reich verzierte Fassade auf, die mit vielen Details, Figuren und kunstvollen Elementen gestaltet ist. Das Gebäude stammt aus dem Mittelalter und wurde später im Stil der Weserrenaissance umgestaltet, was die Mischung aus alten und sehr aufwendig gearbeiteten Formen erklärt.

Im Inneren gibt es große Hallen und Räume, die früher für Ratsversammlungen, Empfänge und wichtige Entscheidungen genutzt wurden. Besonders bekannt ist die Oberen Rathaushalle, in der man den Eindruck bekommt, wie bedeutend das Rathaus damals für das städtische Leben war.

Heute dient das Gebäude nicht nur als politischer Sitz, sondern auch als Wahrzeichen und Besuchermagnet. Zusammen mit der Roland-Statue gegenüber bildet es ein Ensemble, das typisch für Bremen ist und die Geschichte der Stadt sichtbar macht.




[* Namensnennung...unbeauftragt und unbezahlt !]








Anne Seltmann 17.11.2025, 09.03 | (3/1) Kommentare (RSS) | TB | PL

Weisheiten am Samstag N° 79



[Zugspitze / Handyfoto]








Anne Seltmann 15.11.2025, 08.24 | (2/1) Kommentare (RSS) | TB | PL

Freitag ist Fischtag N°30



[Bild KI generiert / Text © Anne Seltmann]




Hanne wollte am Freitag einfach nur einen Apfel essen. Mehr nicht. Kein Abenteuer, keine Überraschungen, nichts mit Spannungskurve. Nur Apfel.

Sie nahm also einen Biss, kaute zwei Mal und hielt inne. Irgendwas war… ungewöhnlich. Irgendwas bewegte sich.

Sie starrte in den angebissenen Apfel, und da war er:
Ein Goldfisch.
Lebendig.
Planschend.
Mit der Selbstverständlichkeit eines Mieters, der seit Jahren seine Ruhe hat und jetzt plötzlich von der Vermieterin erwischt wird.

Der Fisch sah sie an, als wolle er sagen: „Und du bist… wer?“

Hanne blinzelte. „Soso“, sagte sie trocken. „Freitag. Natürlich.“

Der Fisch drehte eine Runde im Kerngehäuse, als wäre es ein Whirlpool. Vielleicht war es das für ihn sogar. Hanne war sich nicht sicher, ob sie schockiert, irritiert oder einfach nur zu müde war, um irgendwas davon zu fühlen.

"Weißt du", sagte sie nach einer Weile streng, "ich hatte mich auf Vitamine gefreut. Und jetzt bin ich Besitzerin eines Obst-Aquariums."

Der Fisch schaute unbeeindruckt, was Fische wohl immer tun. Fische sehen grundsätzlich aus, als hätten sie alles schon gesehen.

"Und dann auch noch im Apfel", murmelte Hanne. "Hättest ja wenigstens 'ne Birne nehmen können. Da hätt ich Witze gehabt."

Der Fisch schwamm eine elegante Acht. Showoff.

Hanne seufzte. "Na gut. Heute ist Fischtag. Da will ich mich mal nicht beschweren."

Sie stellte den Apfel mit dem Fisch vorsichtig ins Spülbecken, goss sich einen Tee ein und setzte sich wieder. "So", sagte sie zum Apfel, "und was mach ich jetzt mit dir? Dich essen wär unhöflich, dich baden lassen geht nicht und dich aussetzen… naja, Kiel hat schon genug Überraschungen im Wasser."

Der Fisch schaute weiter wie ein Beamter kurz vor Dienstschluss.

"Fein", sagte Hanne und nahm einen Schluck Tee. "Dann sitzen wir eben so rum. Ein Goldfisch im Apfel und ich am Küchentisch. Normaler Freitag."

Und da saßen sie.
Hanne.
Der Fisch.
Und ein Apfel, der ganz offensichtlich mehr erlebt hatte als die meisten Norddeutschen in einem ganzen Jahr Urlaub.

 


© Anne Seltmann


Anne Seltmann 14.11.2025, 06.15 | (1/1) Kommentare (RSS) | TB | PL

Marius Nature Thursday N° 41



Urlaubsbericht Murnau am Staffelsee:





Ich nehme euch heute mit – dorthin, wo die Berge rauschen und das Wasser flüstert. Zur Partnachklamm, einem Ort, der sich anfühlt, als hätte die Natur selbst beschlossen, hier ein kleines Wunder zu verstecken.

Schon am Eingang spürt man diese besondere Stimmung. Es riecht nach Felsen, Moos und kaltem Wasser. Die Luft ist frisch, fast beißend, und irgendwo ganz tief unten hört man es schon: das Donnern der Partnach, wie sie sich unaufhörlich durch den Fels gräbt. Der Weg führt hinein in den Bauch der Schlucht – schmal, feucht, geheimnisvoll. Über einem tropft das Wasser von den moosbewachsenen Wänden, manchmal in feinen Fäden, manchmal in kräftigen Tropfen, die auf der Jacke landen wie kleine Erinnerungen an die Tiefe.

Das Licht verändert sich ständig. Mal fällt es als silbriger Strahl durch eine Öffnung und tanzt auf den Wasserschleiern, mal verschwindet es ganz und man läuft durch schmale, dunkle Gänge, in denen nur das Echo des Wassers bleibt. Es ist ein bisschen unheimlich und wunderschön zugleich – als würde man durch ein Märchen wandern, das in Stein geschrieben wurde.

An manchen Stellen öffnet sich die Klamm plötzlich, und man steht vor einem atemberaubenden Anblick: türkisgrünes Wasser, das sich zwischen grauen Felswänden hindurchwindet, wild und klar. Es sprüht, tost, lebt. Der Lärm ist so stark, dass man den eigenen Atem kaum hört – und doch möchte man hier stehen bleiben, einfach nur schauen und fühlen.

Manchmal begegnet man anderen Wanderern, ihre Gesichter spiegeln dasselbe Staunen. Man nickt sich zu, lächelt – keine Worte nötig. Die Natur spricht hier lauter als alles andere.






Am Ende der Klamm, wenn der Weg wieder weiter ins Freie führt, ist da dieses Gefühl, das man kaum beschreiben kann. Man ist nass, leicht erschöpft, aber seltsam ruhig. Als hätte man gerade ein kleines Geheimnis geteilt – zwischen Fels, Wasser und sich selbst.

Die Partnachklamm ist kein Ort, den man einfach nur besucht. Sie ist ein Erlebnis, das man durchwandert, einatmet, mitnimmt. Und vielleicht, wenn du das nächste Mal in Garmisch-Partenkirchen bist, erinnerst du dich an diesen kleinen virtuellen Spaziergang und gehst selbst hinein – um das Rauschen zu hören, das schon seit Jahrhunderten nicht aufgehört hat.













Anne Seltmann 13.11.2025, 07.05 | (5/2) Kommentare (RSS) | TB | PL

Maritimer Mittwoch N° 239




Wenn man nach Eckernförde (unweit von mir entfernt) kommt, fühlt es sich ein bisschen an, als würde die Zeit einen Gang zurückschalten. Diese kleine Stadt an der Ostsee hat etwas Unaufgeregtes, Echtes – nichts wirkt gestellt, nichts glänzt zu sehr. Vielleicht liegt es an dem sanften Rauschen der Förde, vielleicht an den Möwen, die sich lautstark über den Booten am Hafen streiten, während man mit einem Kaffee in der Hand einfach dasteht und zusieht.

Ich mag besonders die Altstadt. Sie ist überschaubar, aber voller Leben. Zwischen den alten Backsteinfassaden duftet es nach frischem Gebäck, Fischbrötchen und ein bisschen nach Salzluft. Manchmal spielt jemand Straßenmusik, manchmal ist es einfach nur still – aber nie leer. Die kleinen Läden und Cafés wirken so, als gehörten sie schon immer hierher. Und vielleicht tun sie das auch.



Am Hafen spürt man Eckernförde am deutlichsten. Fischerboote, Segler, Möwen und Touristen mischen sich zu einem angenehmen Durcheinander. Es gibt Menschen, die schwören, nirgends schmeckt der Fisch so frisch wie hier direkt vom Kutter – und sie haben recht. Ich stand da, mit fettigen Fingern und einem Lächeln, während die Sonne langsam über dem Wasser hing.

Nur wenige Schritte weiter liegt der Strand. Fein, weit, friedlich. Kein überfülltes Postkartenmotiv, sondern einfach ein Stück Ostsee zum Durchatmen. Man kann Muscheln sammeln, in die Ferne schauen oder einfach den Wind im Gesicht spüren – und wenn man Glück hat, zieht ein Segelboot vorbei, so ruhig, als hätte es ewig Zeit.



Eckernförde ist keine Stadt, die laut um Aufmerksamkeit bittet. Sie flüstert – in den Wellen, im Knarren der Holzstege, in den schmalen Gassen. Und genau das macht sie so schön.

Vielleicht ist das ihr Geheimnis: Eckernförde will nichts sein, es **ist** einfach. Und das reicht völlig.











Anne Seltmann 12.11.2025, 10.22 | (3/1) Kommentare (RSS) | TB | PL

Montagsherz N° 646







Aus dem Glanz der Maschinenzeit 
wächst die Poesie des Verfalls. 
Eisen und Stahl, gezeichnet von der Zeit, 
tragen den Rost wie ein Gewand aus Erinnerung. 

~*~

© Anne Seltmann








Anne Seltmann 10.11.2025, 00.00 | (8/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Das Wochenblatt N° 36





Der Zierahorn ist ein stiller Künstler unter den Bäumen – elegant, wandelbar und von beinahe poetischer Präsenz. Seine Blätter, filigran und fein geschlitzt, wirken wie Pinselstriche aus Grün, die sich im Jahreslauf in ein leuchtendes Gemälde verwandeln. Im Frühjahr zeigt er zarte, frische Töne, im Sommer trägt er tiefes Grün oder ein samtiges Dunkelrot, und im Herbst verglüht er in einem Feuer aus Orange, Purpur und Gold. Sein Wuchs ist meist harmonisch, oft mehrgestaltig – mal aufrecht, mal leicht überhängend, mit einer Krone, die an eine ruhige Bewegung erinnert. Im Garten zieht der Zierahorn die Blicke nicht durch Größe, sondern durch Ausdruck an: Er spricht leise, aber eindringlich. Besonders in japanischen Sorten zeigt sich diese Ästhetik – die Balance aus Form, Farbe und Stille. Ob als Solitärbaum oder Teil einer stillen Gartenszene – der Zierahorn ist wie ein Atemzug Naturpoesie, ein Baum, der die Zeit nicht misst, sondern sie sichtbar macht

.










Anne Seltmann 08.11.2025, 14.43 | (2/1) Kommentare (RSS) | TB | PL

Weisheiten am Samstag N° 78





Glaube ist das Unsichtbare, das bleibt, wenn alles Sichtbare zerfällt.
Er ist das leise Weiter, selbst wenn kein Weg mehr da ist.


Ein Licht, das sich nicht beweisen will, nur leuchten.


 Ein Wort, das nicht gesprochen werden muss,
um wahr zu sein.


~*~


© Anne Seltmann




...stillgelegt



Anne Seltmann 08.11.2025, 00.00 | (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Freitag ist Fischtag N° 29




[KI generiertes Bild / Text © Anne Seltmann]




In den stillen Tiefen eines geheimnisvollen Sees lebte ein Fisch, so groß und alt, dass selbst die Wassergeister ehrfürchtig flüsterten, wenn er sich bewegte. Seine Schuppen schimmerten in Rosé und Silber, als hätte das Licht selbst beschlossen, auf seiner Haut zu wohnen. Man nannte ihn "den Wächter der Wünsche".

Eines Tages trat ein Mädchen an den Rand des Wassers. Sie trug ein Kleid aus Nebel und eine Krone aus Blumen, die aussahen, als hätten sie den Tau des Morgens eingefangen. Sie war nicht wie andere Kinder – sie konnte die Sprache des Wassers hören.

Als sie den Blick in die Tiefe senkte, erhob sich der riesige Fisch aus dem Dunkel, lautlos, majestätisch, seine Augen voller uralter Weisheit. Das Mädchen lächelte und neigte den Kopf, als würde sie einen alten Freund begrüßen.

"Warum bist du gekommen?", fragte der Fisch mit einer Stimme, die klang wie das Gluckern der Quellen.

"Ich habe einen Traum verloren", antwortete sie leise. "Er fiel in den See, und seitdem kann ich ihn nicht mehr finden."

Der Fisch schwieg lange. Dann sprach er: "Träume sinken nicht. Sie verwandeln sich. Manchmal werden sie zu Liedern im Wasser, zu Farben in den Wolken oder zu Erinnerungen, die das Herz wärmen, wenn alles andere kalt ist."

Das Mädchen schloss die Augen. In diesem Moment fühlte sie, wie sich etwas in ihrem Inneren regte – ein leiser Schimmer, wie das erste Licht des Morgengrauens.

Der Fisch neigte sein Haupt, und sie berührte seine Stirn. Eine einzelne Luftblase stieg auf, platzte an der Oberfläche – und irgendwo, ganz tief in ihr, fand sie ihren verlorenen Traum wieder.

Seitdem erzählt man sich, dass an stillen Tagen, wenn der See in Silber ruht, ein Mädchen mit Blumen im Haar und ein riesiger Fisch einander begegnen – und dass jeder, der hinsieht, sich für einen Augenblick an das erinnert, was er einst verloren glaubte.


© Anne Seltmann





Anne Seltmann 07.11.2025, 08.10 | (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

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