Blogeinträge (Tag-sortiert)

Tag: Gedicht

365 Tage Challenge – 2023 N° 199



19.07.2023 / N° 199





Die Perle

 

Nimm, o Freundin, dieser Perlen,

Dieser Silbertropfen Band!

Denn die Göttin stiller Anmut

Hat dir selbst sie zuerkannt.

 

Als sie aus des Meeres Wellen

Wie ein Traum der Liebe stieg,

Kam demütig eine Muschel,

Die sie trug und sittsam schwieg.

 

Wellen hüpften um die Göttin,

Weste buhlten um sie her;

Aber die gefällig-gute

Dienerin gefiel ihr mehr.

 

»Womit soll ich dich belohnen?«

Sprach sie, und vom Silberglanz

Ihrer Glieder schwamm die Muschel

Silbern schon im Wellentanz.

 

»Nimm den Tropfen meines Haares,

Künftig nur der Unschuld Schmuck!«

Und der Tropfen ward zur Perle

In der Muschel, die sie trug.

 

Ewig jetzt ein Schmuck der Unschuld,

Stiller Anmut selbst ein Bild,

Ohne Gaukelei der Farben

In bescheidnen Reiz gehüllt,

 

Sehnet sie sich aus der Krone

Des Monarchen in das Band,

Das der Unschuld Haar umschlinget,

Einer Göttin Haar entwand.

~*~

J.G. Herder












Anne Seltmann 19.07.2023, 17.56 | (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Erkenntnis








Wenn du das Ende des Regenbogens gefunden hast,

kannst du auch die Sterne vom Himmel holen.



~*~

© Anne Seltmann





Anne Seltmann 18.07.2023, 09.36 | (2/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Sommerabend




 

Träumend schaue ich

auf das Spiel der summenden Wiese-

buntes Blütengewimmel.

Um mich herum Glückswolken

sehnend und blau.

Flüsternd erzählt mir der Wind

von den blühenden Feldern

und der unermesslichen Ruh.-

Die Zeit steht still.


~*~


© Anne Seltmann





Anne Seltmann 16.07.2023, 07.56 | (0/0) Kommentare | TB | PL

Du!






Du...

Das ist eine Reise

in Landschaften von wärmenden Gedanken

hinter dem raschelnden Schilf

 

Du...

Das ist eine Reise

durch lichthelle Tage, Musik und Monde

im gemeinsamen Sommergrün

 

Du...

Das ist eine Reise

mit sanften Worten, der Wind

flüstert

Wir atmen im Takt

im späten Septemberlicht



~*~


© Anne Seltmann




Anne Seltmann 15.07.2023, 08.11 | (0/0) Kommentare | TB | PL

Himmelsblick N° 39



 N° 39




Donnerwolke, die gegrollt

Und nun ausruht glänzend hold,

Die so abendruhig schweigt,

Sich dem Kuckuck horchend neigt

Über grüner Wälder Kern,

Kaum erst angestürmt von fern,

Lehrt mich nicht dein stilles Tun,

Sanft von Schmerzen auszuruhn?

 

~*~

Karl Mayer

1836




Quelle: Wikipedia

Karl Friedrich Hartmann Mayer (22. März 1786-25. Februar 1870) war Jurist und Dichter. Er gehörte zur Schwäbischen Dichterschule, zum Freundeskreis um Justinus Kerner sowie zum Seracher Dichterkreis um den Grafen Alexander von Württemberg. Sein jüngerer Bruder Louis Mayer war Landschaftsmaler.  Karl Mayer war ein Meister der Naturlyrik und beschränkte sich weitgehend auf dieses Genre. Zahlreiche Frühlingsgedichte entsprangen seiner Feder.




Heidis...





Anne Seltmann 04.07.2023, 08.33 | (3/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Himmelsblick N° 38



N° 38





 Wolkentore


Wenn wir Flügel kriegen

ziehen wir uns aus der Welt zurück

Lass uns durch die Wolkentore fliegen

für einen kleinen Augenblick.

Die Morgensonne schickt ihre Strahlen,

Tautropfen fallen wie Perlen ins Licht.

Die Sorgen von gestern werden zerfallen

auf Wiesen und Felder siehst du sie nicht.

 ~*~

© Anne Seltmann 2023





Von Nova inspiriert und ganz frisch gedichtet






Anne Seltmann 18.06.2023, 06.52 | (2/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Das Universum








Das Universum dachte bei sich
ich baue dich und dich und mich
Auch wenn es verrückt ist
und vielleicht missglückt ist
und doch weiß ich
es gibt dich und dich und mich


~*~

© Anne Seltmann







 


Anne Seltmann 09.06.2023, 07.35 | (0/0) Kommentare | TB | PL

Der Bücherfreund




Ob ich Biblio- was bin ?

Phile? "Freund von Büchern" meinen Sie ?

Na, und ob ich das bin !

Ha ! und wie !

 

Mir sind Bücher, was den anderen Leuten

Weiber, Tanz, Gesellschaft, Kartenspiel,

Turnsport, Wein und weiß ich was, bedeuten.

Meine Bücher --- wie beliebt ? Wieviel ?

 

Was, zum Henker, kümmert mich die Zahl.

Bitte, doch mich auszureden lassen.

Jedenfalls: viel mehr, als mein Regal

Halb imstande ist zu fassen.

 

Unterhaltung ? Ja, bei Gott, das geben

Sie mir reichlich. Morgens zwölfmal nur

Nüchtern zwanzig Brockhausbände heben ---

Hei ! das gibt den Muskeln die Latur.

 

Oh, ich mußte meine Bücherei,

Wenn ich je verreiste, stets vermissen.

Ob ein Stuhl zu hoch, zu niedrig sei,

Sechzig Bücher sind wie sechzig Kissen.

 

Ja natürlich auch vom künstlerischen

Standpunkt . Denn ich weiß die Rücken

So nach Gold und Lederton zu mischen,

Daß sie wie ein Bild die Stube schmücken.

 

Äußerlich ? Mein Bester, Sie vergessen

Meine ungeheure Leidenschaft,

Pflanzen fürs Herbarium zu pressen.

Bücher lasten, Bücher haben Kraft.

 

Junger Freund, Sie sind recht unerfahren,

Und Sie fragen etwas reichlich frei.

Auch bei andern Menschen als Barbaren

Gehen schließlich Bücher mal entzwei.

 

Wie ? - ich jemals auch in Büchern lese ??

Oh, sie unerhörter Ese---

Nein, pardon! - Doch positus, ich säße

Auf dem Lokus und Sie harrten

Draußen meiner Rückkehr, ach dann nur

Ja nicht länger auf mich warten.

Denn der Lokus ist bei mir ein Garten,

Den man abseits ohne Zeit und Uhr

Düngt und erntet dann Literatur.

 

Bücher - Nein, ich bitte Sie inständig:

Nicht mehr fragen ! Laß dich doch belehren !

Bücher, auch wenn sie nicht eigenhändig

Handsigniert sind, soll man hochverehren.

 

Bücher werden, wenn man will, lebendig.

Über Bücher kann man ganz befehlen.

Und wer Bücher kauft, der kauft sich Seelen,

Und die Seelen können sich nicht wehren.


~*~


Joachim Ringelnatz





Anne Seltmann 09.06.2023, 06.39 | (0/0) Kommentare | TB | PL

365 Tage Challenge – 2023 N° 126




06.05.2023 / N° 126






Da drinnen im Waldesgrunde,

Am mild beschatteten Bach,

Da steht ein schlanker Grashalm

Und sieht den Wellen nach.

 

Entwandernd schau'n sie zum Halme

Mit Silberblicken empor,

Da beugt er sich liebend hinunter,

Küsst Welle für Welle zuvor.

 

Da scharen die zärtlichen Wellen

Liebkosend sich um ihn her

Und tragen ihn, leis' umarmend,

Mit sich hinaus ins Meer.

 

 ~*~


Johann Kleinfercher

 22. März 1828 -7. März 1902 











Anne Seltmann 06.05.2023, 15.40 | (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Dunkel war's, der Mond schien helle




Kennt ihr es auch?





Hier bei diesem Spottgedicht ist der Autor unbekannt. Es gibt auch verschiedene Varianten und man vermutet, dass es von Johann Wolfgang von Goethe, Christian Morgenstern und Lewis Carroll geschrieben wurde. Letzter war ein britischer Schriftsteller und Autor des berühmten Kinderbuches "Alice im Wunderland".


Ich habe es als Kind geliebt und kann es (fast) noch auswendig!





Anne Seltmann 18.04.2023, 06.49 | (3/1) Kommentare (RSS) | TB | PL

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