Tag: Gedicht
Die Perle
Nimm, o Freundin, dieser Perlen,
Dieser Silbertropfen Band!
Denn die Göttin stiller Anmut
Hat dir selbst sie zuerkannt.
Als sie aus des Meeres Wellen
Wie ein Traum der Liebe stieg,
Kam demütig eine Muschel,
Die sie trug und sittsam schwieg.
Wellen hüpften um die Göttin,
Weste buhlten um sie her;
Aber die gefällig-gute
Dienerin gefiel ihr mehr.
»Womit soll ich dich belohnen?«
Sprach sie, und vom Silberglanz
Ihrer Glieder schwamm die Muschel
Silbern schon im Wellentanz.
»Nimm den Tropfen meines Haares,
Künftig nur der Unschuld Schmuck!«
Und der Tropfen ward zur Perle
In der Muschel, die sie trug.
Ewig jetzt ein Schmuck der Unschuld,
Stiller Anmut selbst ein Bild,
Ohne Gaukelei der Farben
In bescheidnen Reiz gehüllt,
Sehnet sie sich aus der Krone
Des Monarchen in das Band,
Das der Unschuld Haar umschlinget,
Einer Göttin Haar entwand.
Anne Seltmann 19.07.2023, 17.56 | (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL
Wenn du das Ende des Regenbogens gefunden hast,
kannst du auch die Sterne vom Himmel holen.
Anne Seltmann 18.07.2023, 09.36 | (2/0) Kommentare (RSS) | TB | PL
Träumend schaue ich
auf das Spiel der summenden Wiese-
buntes Blütengewimmel.
Um mich herum Glückswolken
sehnend und blau.
Flüsternd erzählt mir der Wind
von den blühenden Feldern
und der unermesslichen Ruh.-
Die Zeit steht still.
~*~
© Anne Seltmann
Anne Seltmann 16.07.2023, 07.56 | (0/0) Kommentare | TB | PL
Du...
Das ist eine Reise
in Landschaften von wärmenden Gedanken
hinter dem raschelnden Schilf
Du...
Das ist eine Reise
durch lichthelle Tage, Musik und Monde
im gemeinsamen Sommergrün
Du...
Das ist eine Reise
mit sanften Worten, der Wind
flüstert
Wir atmen im Takt
im späten Septemberlicht
~*~
© Anne Seltmann
Anne Seltmann 15.07.2023, 08.11 | (0/0) Kommentare | TB | PL
Donnerwolke, die gegrollt
Und nun ausruht glänzend hold,
Die so abendruhig schweigt,
Sich dem Kuckuck horchend neigt
Über grüner Wälder Kern,
Kaum erst angestürmt von fern,
Lehrt mich nicht dein stilles Tun,
Sanft von Schmerzen auszuruhn?
~*~
Karl Mayer
1836
Quelle: Wikipedia
Karl Friedrich Hartmann Mayer (22. März 1786-25. Februar 1870) war Jurist und Dichter. Er gehörte zur Schwäbischen Dichterschule, zum Freundeskreis um Justinus Kerner sowie zum Seracher Dichterkreis um den Grafen Alexander von Württemberg. Sein jüngerer Bruder Louis Mayer war Landschaftsmaler. Karl Mayer war ein Meister der Naturlyrik und beschränkte sich weitgehend auf dieses Genre. Zahlreiche Frühlingsgedichte entsprangen seiner Feder.
Anne Seltmann 04.07.2023, 08.33 | (3/0) Kommentare (RSS) | TB | PL
Wolkentore
Wenn wir Flügel kriegen
ziehen wir uns aus der Welt zurück
Lass uns durch die Wolkentore fliegen
für einen kleinen Augenblick.
Die Morgensonne schickt ihre Strahlen,
Tautropfen fallen wie Perlen ins Licht.
Die Sorgen von gestern werden zerfallen
auf Wiesen und Felder siehst du sie nicht.
~*~
© Anne Seltmann 2023
Von Nova inspiriert und ganz frisch gedichtet
Anne Seltmann 18.06.2023, 06.52 | (2/0) Kommentare (RSS) | TB | PL
Anne Seltmann 09.06.2023, 07.35 | (0/0) Kommentare | TB | PL
Ob ich Biblio- was bin ?
Phile? "Freund von Büchern" meinen Sie ?
Na, und ob ich das bin !
Ha ! und wie !
Mir sind Bücher, was den anderen Leuten
Weiber, Tanz, Gesellschaft, Kartenspiel,
Turnsport, Wein und weiß ich was, bedeuten.
Meine Bücher --- wie beliebt ? Wieviel ?
Was, zum Henker, kümmert mich die Zahl.
Bitte, doch mich auszureden lassen.
Jedenfalls: viel mehr, als mein Regal
Halb imstande ist zu fassen.
Unterhaltung ? Ja, bei Gott, das geben
Sie mir reichlich. Morgens zwölfmal nur
Nüchtern zwanzig Brockhausbände heben ---
Hei ! das gibt den Muskeln die Latur.
Oh, ich mußte meine Bücherei,
Wenn ich je verreiste, stets vermissen.
Ob ein Stuhl zu hoch, zu niedrig sei,
Sechzig Bücher sind wie sechzig Kissen.
Ja natürlich auch vom künstlerischen
Standpunkt . Denn ich weiß die Rücken
So nach Gold und Lederton zu mischen,
Daß sie wie ein Bild die Stube schmücken.
Äußerlich ? Mein Bester, Sie vergessen
Meine ungeheure Leidenschaft,
Pflanzen fürs Herbarium zu pressen.
Bücher lasten, Bücher haben Kraft.
Junger Freund, Sie sind recht unerfahren,
Und Sie fragen etwas reichlich frei.
Auch bei andern Menschen als Barbaren
Gehen schließlich Bücher mal entzwei.
Wie ? - ich jemals auch in Büchern lese ??
Oh, sie unerhörter Ese---
Nein, pardon! - Doch positus, ich säße
Auf dem Lokus und Sie harrten
Draußen meiner Rückkehr, ach dann nur
Ja nicht länger auf mich warten.
Denn der Lokus ist bei mir ein Garten,
Den man abseits ohne Zeit und Uhr
Düngt und erntet dann Literatur.
Bücher - Nein, ich bitte Sie inständig:
Nicht mehr fragen ! Laß dich doch belehren !
Bücher, auch wenn sie nicht eigenhändig
Handsigniert sind, soll man hochverehren.
Bücher werden, wenn man will, lebendig.
Über Bücher kann man ganz befehlen.
Und wer Bücher kauft, der kauft sich Seelen,
Und die Seelen können sich nicht wehren.
~*~
Joachim Ringelnatz
Anne Seltmann 09.06.2023, 06.39 | (0/0) Kommentare | TB | PL
Da drinnen im Waldesgrunde,
Am mild beschatteten Bach,
Da steht ein schlanker Grashalm
Und sieht den Wellen nach.
Entwandernd schau'n sie zum Halme
Mit Silberblicken empor,
Da beugt er sich liebend hinunter,
Küsst Welle für Welle zuvor.
Da scharen die zärtlichen Wellen
Liebkosend sich um ihn her
Und tragen ihn, leis' umarmend,
Mit sich hinaus ins Meer.
~*~
Johann Kleinfercher
22. März 1828 -7. März 1902
Anne Seltmann 06.05.2023, 15.40 | (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL
Kennt ihr es auch?
Hier bei diesem Spottgedicht ist der Autor unbekannt. Es gibt auch verschiedene Varianten und man vermutet, dass es von Johann Wolfgang von Goethe, Christian Morgenstern und Lewis Carroll geschrieben wurde. Letzter war ein britischer Schriftsteller und Autor des berühmten Kinderbuches "Alice im Wunderland".
Anne Seltmann 18.04.2023, 06.49 | (3/1) Kommentare (RSS) | TB | PL