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Nenne drei Bücher, die dich beeinflusst haben. Warum ist das so?
Drei Bücher, die mich geprägt haben, sind "Der kleine Prinz" von * Antoine de Saint-Exupéry, "Siddhartha" von * Hermann Hesse und "1984" von * George Orwell.
"Der kleine Prinz" wirkt auf den ersten Blick schlicht, fast kindlich, und genau darin liegt seine Kraft. Das Buch zeigt, wie leicht Wesentliches im Alltag übersehen wird, wenn man nur noch funktioniert. Die ruhige, klare Sprache und die poetischen Bilder erinnern daran, dass Beziehung, Verantwortung und Staunen keine Nebensachen sind. Dieses Buch schärft meinen Blick für Zwischentöne und für das Ungesagte.
"Siddhartha" hat mich beeinflusst, weil es keinen fertigen Weg anbietet. Die Suche nach Sinn, Erkenntnis und innerer Ruhe verläuft über Irrtümer, Umwege und Widersprüche. Das Buch lehrt, dass Erfahrung nicht ersetzt werden kann und dass Einsicht etwas sehr Persönliches ist. Diese Haltung prägt, wie ich über Entwicklung, Geduld und Selbstfindung nachdenke.
"1984"schließlich wirkt auf einer ganz anderen Ebene. Es zeigt, wie Sprache, Macht und Angst zusammenhängen und wie sehr Denken formbar ist. Das Buch schärft mein Bewusstsein für Manipulation, für den Wert von Wahrheit und für die Verantwortung, präzise mit Worten umzugehen. Es hinterlässt weniger Trost, aber eine anhaltende Wachsamkeit.
Zusammen zeigen diese Bücher drei Perspektiven auf das Menschsein: das Poetische, das Suchende und das Kritische. Genau diese Mischung empfinde ich als prägend.
[* Namensnennung...unbeauftrgat und unbezahlt !]
Anne Seltmann 14.12.2025, 06.24 | (2/1) Kommentare (RSS) | TB | PL

[Bild KI generiert / Text © Anne Seltmann]
Es war einmal ein kleines Mädchen namens Tula. Sie lebte in einem alten Kinderheim am Rand einer Stadt, wo im Winter der Schnee immer so hoch lag, dass man fast darin versinken konnte. Die Wände im Heim waren kalt und grau, und obwohl die Erzieher nett waren, fühlte sich Weihnachten für Tula immer irgendwie leer an.
Im großen Saal stand ein kleiner Plastikbaum mit glitzernden Kugeln, die jedes Jahr gleich aussahen. Unter dem Baum lagen ein paar eingepackte Geschenke, aber Tula wusste, dass sie nichts davon wirklich glücklich machen würde. Sie sehnte sich nach etwas anderem – nach jemandem, der sie in den Arm nahm und sagte: "Schön, dass du da bist, Tula."
Am Heiligabend gab es Kartoffelsalat und Würstchen. Die anderen Kinder lachten und tuschelten, aber Tula starrte nur in die flackernde Kerze vor ihr. Sie dachte: Warum fühlt sich das alles nicht so an wie im Fernsehen? Da sitzen Familien zusammen und lachen. Ich will das auch.
Später schlich sie sich hinaus in den Garten. Der Schnee glitzerte im Mondlicht, und die Luft roch ganz frisch. Sie schaute in den Himmel, wo die Sterne funkelten wie kleine Lichter. "Liebes Christkind", flüsterte sie, "ich wünsch mir kein Spielzeug. Ich wünsch mir nur jemanden, der mich liebhat."
Da hörte sie ein leises Winseln. Aus dem Dunkeln kam ein kleiner Hund, ganz zitterig und mit einer roten Schleife um den Hals. Tula hielt den Atem an. Vorsichtig streckte sie ihre Hand aus. Der Hund kam näher, legte seine kalte Nase an ihre Finger und sah sie mit großen, runden Augen an.
"Na du?", flüsterte Tula "Bist du auch allein?" Der Hund legte sich einfach auf ihre Füße, als würde er sagen: Nicht mehr.
Tula nahm ihn in den Arm. Sein Fell war warm, und sie spürte, wie ihr Herz ganz ruhig wurde. Sie dachte: Vielleicht hat das Christkind mich doch gehört.
Als die Heimleiterin sie später fand, saß Tula immer noch im Schnee, den kleinen Hund fest umarmt. Die Frau lächelte und sagte leise: "Dann seid ihr jetzt wohl zwei, die zueinander gehören."
Und so war es. Seit dieser Nacht fühlte sich Weihnachten für Tula anders an – weich, warm und ein bisschen wie zuhause.
© Anne Seltmann
Anne Seltmann 13.12.2025, 00.00 | (2/1) Kommentare (RSS) | TB | PL

Zwei rote Kreise an der Wand – fast wie Augen, die wachen. Was auf den ersten Blick wie ein minimalistisches Kunstobjekt wirkt, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als lebensrettende Infrastruktur: Feuermelder-Sirenen, diskret montiert und doch von großer Bedeutung.
Die Geräte sind Teil eines Brandmeldesystems, das im Ernstfall lautstark Alarm schlägt. Ihre runde Form, die geriffelten Lüftungsschlitze und die verbindenden Kabel erzählen von Funktionalität und Präzision. Zwischen ihnen: ein kleiner Durchbruch in der Wand, roh und ungeschönt – ein sichtbarer Hinweis auf die Arbeit hinter den Kulissen, auf Wartung, Nachrüstung, vielleicht auch Improvisation.
In ihrer stillen Präsenz erinnern sie uns daran, dass Sicherheit oft unsichtbar bleibt, bis sie gebraucht wird. Sie sind Wächter ohne Stimme, bis der Moment kommt, in dem ihre Warnung Leben retten kann.
Anne Seltmann 02.12.2025, 06.48 | (0/0) Kommentare | TB | PL

Helme Heine ist für immer gegangen, und mit ihm eine jener seltenen Stimmen, die es verstanden haben, die Welt für Kinder und Erwachsene ein Stück heller zu machen. Seine Figuren – mutig, heiter, ein bisschen verschmitzt – haben ganze Generationen begleitet und ihnen gezeigt, dass Freundschaft oft leiser, aber stärker ist als alles andere. Er konnte mit wenigen Strichen einen Kosmos eröffnen, in dem das Gute niemals naiv war und das Spielerische niemals belanglos.
Seine Geschichten waren nie nur Bilderbücher. Sie waren Einladungen, das Leben mit offenen Augen und offenem Herzen zu betrachten. In seinen Tieren steckte die Wärme echter Freundschaft, in seinen Farben ein kindlicher Mut, und in seinem Humor ein feines Wissen darüber, wie viel ein Lächeln bewirken kann.
Nun bleibt ein leiser Schmerz, so wie er bleibt, wenn jemand geht, der uns lange begleitet hat. Aber vor allem bleibt Dankbarkeit. Für die Figuren, die uns stets wieder auf die Beine helfen. Für die Fantasie, die er uns zugetraut hat. Für das Vertrauen darin, dass Geschichten die Welt verändern können.
Helme Heines Werk wird weiterreisen. Von Kinderzimmer zu Kinderzimmer, von Herzen zu Herzen. Alles, was er geschaffen hat, bleibt ein freundliches Licht – und eines, das nicht verlöschen wird.
Danke, Helme Heine, für deine Geschichten, deine Bilder und deine Geduld, die Welt durch Kinderaugen neu zu sehen. Möge der Wind in Neuseeland nun sanft über deine Segel streichen, und möge dein Geist, wie deine Figuren, weiterreisen.Anne Seltmann 21.11.2025, 14.02 | (2/2) Kommentare (RSS) | TB | PL

Schloss Linderhof wirkt wie ein Ort, an dem Geschichte, Natur und ein Hauch von König Ludwigs Eigenwilligkeit sehr harmonisch zusammenkommen. Es ist das kleinste seiner Schlösser, aber vielleicht das persönlichste – und genau das spürt man sofort.
Wenn man den Park betritt, fällt zuerst die Ruhe auf. Alles ist sorgfältig angelegt: symmetrische Wege, gepflegte Beete, Wasserläufe, die das Gelände strukturieren, ohne übertrieben zu wirken. Der Park ist nicht monumental, sondern übersichtlich und angenehm, fast so, als wäre er tatsächlich zum Verweilen gedacht und nicht nur zum Staunen auf Distanz.

Das Schloss selbst überrascht doppelt: außen eher zurückhaltend, innen dann voller Detailfreude, Farben und Gold. Jeder Raum zeigt mehr von Ludwigs Wunsch nach Schönheit und Rückzug als von großer Repräsentation. Besonders spannend sind die kleinen Eigenheiten wie der Tisch, der im Boden versinken kann – lauter Details, die etwas über den Menschen hinter der Königskrone erzählen. Fotografieren durfte man im Inneren allerdings nicht, was schade ist, aber gleichzeitig dafür sorgt, dass man bewusster schaut und nicht nur durch die Linse denkt.

Linderhof vermittelt das Gefühl, einen sehr menschlichen Teil des Märchenkönigs kennenzulernen: seinen Geschmack für das Verspielte, seine Sehnsucht nach Stille, seine Liebe zu kunstvollen Räumen. Zwischen Wald, Bergen und der sorgfältig gestalteten Parkanlage entsteht ein Bild, das klar macht, warum er sich gerade hier seinen persönlichen Rückzugsort schuf.
Ein Besuch lohnt sich, wenn man historische Orte mag, die nicht überwältigen, sondern einladen, genauer hinzuschauen. Linderhof ist weniger Märchen und mehr Persönlichkeit – und genau das macht seinen Charme aus.

20.11.2025, 07.36 | (4/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Kommissar Vogt zog den Mantel enger um sich. Der Regen hatte aufgehört, aber die Straße glänzte noch. Im Diner roch es nach altem Fett und abgestandenem Kaffee. Er setzte sich. Neben ihm schlürfte jemand laut, ohne jede Scham. Vogt sah hinüber – das Gesicht kam ihm bekannt vor. Früher hatten sie ihn schon einmal verhört, wegen eines Einbruchs. Und jetzt war er wieder hier, dieselbe Uhrzeit, derselbe Blick – eine Wiederkehr, an die Vogt nicht mehr geglaubt hatte. Dieses Mal würde es nicht vergeblich sein. Der Mann grinste. "Sie erinnern sich?" Vogt nickte. Draußen fuhr ein Streifenwagen vorbei. Der Kaffee war längst kalt.

Anne Seltmann 10.10.2025, 15.31 | (0/0) Kommentare | TB | PL

Gräfin Aurelia von Sturmfeder stand in ihrem rubinroten Regenmantel und mit sorgfältig geschnürten Gummistiefeln vor dem Leuchtturm, als hätte sie dort ein wichtiges Rendezvous. Der Wind zupfte an ihrem Strohhut, die Tropfen tanzten über das Deck der hölzernen Mole, und das Meer schickte seine schäumenden Grüße bis an ihre Füße.
"Endlich Urlaub", murmelte sie und zog die Jacke enger. Für andere Adelige bedeutete Urlaub glänzende Bälle, festliche Tafeln und zu viel Konversation. Für Aurelia aber war es das Meer, der Regen und das Rauschen der Wellen, das ihr Herz leicht machte.
Sie hatte beschlossen, ihre Ferien dort zu verbringen, wo der Wind Geschichten erzählte. Jeden Morgen spazierte sie zum Leuchtturm, als sei er ein alter Freund, und lauschte seinem Knarzen im Sturm. Die Fischer grüßten sie schmunzelnd und nannten sie "die vornehme Dame mit den großen Augen". Doch Aurelia kümmerte sich nicht um Etiketten – sie fühlte sich frei, wenn das Salz in der Luft hing und die Tropfen wie Diamanten auf ihrem Mantel glitzerten.
An diesem Tag blieb sie besonders lange stehen. Irgendwo zwischen Regenschauer und Möwengeschrei dachte sie: Vielleicht ist Urlaub genau das – nicht ankommen zu müssen, sondern einfach dazustehen und den Himmel seine Musik spielen zu lassen.
Und der Leuchtturm, hoch und schweigend, nickte ihr zu, als verstünde er genau, was sie meinte.
© Anne Seltmann
Anne Seltmann 28.09.2025, 14.45 | (2/0) Kommentare (RSS) | TB | PL


der wilde wein,
ein leuchten in gelb und rot,
purpur atmet durch die blätter.
es ist kein abschied,
nur ein wort im wechsel
der jahreszeit.
~*~
© Anne Seltmann

Anne Seltmann 25.09.2025, 05.25 | (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL


Anne Seltmann 05.09.2025, 17.35 | (1/1) Kommentare (RSS) | TB | PL