Thema: PerlenhafteProjekte

Die Ente vom See – Teil 1
"Guten Morgen", sagte die Ente. Sie stand genau dort, wo ich sie gestern verlassen hatte – am Rand des kleinen Sees, etwas schief im Gefieder und mit diesem Blick, der schon wieder nach Geschichten roch.
"Heute gibt's Frühstück à la Natur", schnatterte sie. "Seerosen mit Algen-Topping – vegan, saisonal und absolut schleimig. Nur der Frosch vom Nachbarteich will schon wieder mitessen. Der hält sich für einen kulinarischen Kritiker, aber hat letzte Woche einen Kieselstein mit einem Käfer verwechselt."
Ich setzte mich an den Uferrand. Die Ente nahm das wohl als Einladung, mir eine Tageszusammenfassung zu geben.
"Gestern ist die Blässhuhn-Gang aus dem Schilf ausgebrochen. Chaos pur. Die wollten die Libellen hypnotisieren! Einfach nur starren und quaken – als wären sie im Yoga-Retreat."
Sie zupfte eine Alge aus dem Wasser, musterte sie mit skeptischem Blick, ließ sie dann fallen. "Ich sag's dir, früher war hier mehr Ruhe. Jetzt? Daueraction. Und dann der Schwan – der will eine Choreografie einführen. Mit Musik! Mit Disziplin! Ich hab ihm gesagt: Ich bin Ente, keine Ballettdiva!"
Ich lachte, und sie nickte zufrieden, als hätte sie gerade einen Punkt gewonnen.
"Du lachst", sagte sie, "aber nächste Woche ist das große Seerosenrennen. Ich starte mit einem Maulwurf im Team. Der hat zwar null Orientierung, aber angeblich den besten Instinkt."
Dann hüpfte sie ein Stück ins Wasser, spritzte mir dabei versehentlich den Schuh nass und meinte nur: "Ich geh mal Seerosen sortieren. Morgen ist schließlich Freitag. Prioritäten, weißt du?"
Und weg war sie – paddelnd, ein wenig schief, ein wenig stolz, völlig überzeugt davon, dass sie den Teich im Griff hat.
Anne Seltmann 10.07.2025, 05.42 | (4/2) Kommentare (RSS) | TB | PL

Die Fischkutter von Rügen sind kleine, oft farbenfrohe Boote, die direkt vom Strand aus ins Meer gezogen werden. Die traditionelle Küstenfischerei wird hier noch im kleinen Maßstab betrieben – meist von Einheimischen, die mit Stellnetzen Dorsch, Hering oder Flunder fangen.
Diese Form der Fischerei ist nachhaltig und eng mit der Region verwurzelt. Die Kutter gehören zum typischen Bild und symbolisieren ein Stück bewahrte Handwerkskunst, bei der Natur und Mensch im Einklang arbeiten.
Frisch gefangener Fisch wird oft direkt vor Ort verkauft – fangfrisch, bodenständig und ohne Umwege.
Anne Seltmann 09.07.2025, 06.19 | (2/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Tom, ein Grautiger, verkroch sich immer zehn Minuten vor einem Gewitter in den Wäschekorb. Nie früher, nie später. Als seine Menschen das bemerkten, hörten sie auf, Wetter-Apps zu nutzen. Wenn Tom drinnen war, blieb die Wäsche draußen. Einmal irrte sich der Wetterbericht – doch Tom nicht. Es donnerte genau um 17:12 Uhr. Seitdem heißt es im Haus nur noch: "Was sagt Tom?"
Anne Seltmann 09.07.2025, 01.00 | (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL


Mohnblumen
sie kamen wieder
die roten schatten
an den rändern der felder
ich wollte sie zählen
aber der wind
war schneller als ich
blüten
so dünn wie sehnsucht
so lautlos wie absagen
sie gingen auf
in dem moment
wo ich noch dachte
sie könnten bleiben
~*~
© Anne Seltmann

Anne Seltmann 08.07.2025, 05.44 | (0/0) Kommentare | TB | PL

Ich habe mich heute zum Mosaik Monday von Heidrun, für Kerzen entschieden!
Kerzen begleiten uns seit Jahrtausenden – nicht nur als Lichtquelle, sondern auch als Träger tiefer Symbolik. Doch wer entdeckte eigentlich, dass man Kerzen machen kann?
Die Erfindung der Kerze ist keine Einzelleistung, sondern vielmehr das Ergebnis menschlicher Beobachtung und Kreativität in verschiedenen Kulturen. Schon im alten Ägypten – etwa um 3000 v.Chr. – nutzte man getränkte Schilfrohre in tierischem Fett, um Licht zu erzeugen. In China stellte man etwa um 200 v.Chr. Kerzen aus Walrat und pflanzlichen Wachsen her. Und auch die Römer verwendeten Talg und Papyrusdochte, um ihre Wege zu erhellen – eine frühe Form der Talgkerze, wie wir sie kennen.
Im Mittelalter übernahmen vor allem Klöster die Herstellung von Kerzen aus Bienenwachs – kostbar, rein und duftend. Diese Kerzen brannten bei religiösen Zeremonien, in Kirchen und an Altären – und ihre symbolische Bedeutung wurde dabei immer stärker.
Bis heute steht die Kerze für Licht in der Dunkelheit, für Hoffnung, Trost und Erinnerung. Sie flackert an Geburtstagen und Gedenktagen, sie brennt in stillen Momenten und festlichen Stunden – ein kleines Feuer, das Wärme und Präsenz schenkt.
So ist die Kerze nicht nur ein Stück Geschichte, sondern auch ein leiser Begleiter durch unsere Gegenwart.
Anne Seltmann 07.07.2025, 07.12 | (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Anne Seltmann 07.07.2025, 00.00 | (8/1) Kommentare (RSS) | TB | PL

Waldausflug
Ich war in den letzten Tagen wieder im Wald. Eigentlich wollte ich nur spazieren, tief durchatmen, dem Alltag entfliehen. Doch kaum fünf Minuten drin, hatte ich das Gefühl... beobachtet zu werden.
Nicht von Menschen – nein, von Bäumen!
Da war eine alte Eiche, die sah mich an, als wüsste sie alles. Zwei Astknubbel als Augen, ein Rindenspalt als skeptisch hochgezogene Braue. Ich blieb kurz stehen, sagte höflich "Guten Tag".
Man will ja nicht unhöflich sein, wenn man schon Paranoia hat.
Weiter hinten, eine Birke – ganz eindeutig am Kichern. Ich bin mir sicher, sie flüsterte der Buche neben sich etwas zu. Und dann dieses schmatzende Geräusch aus dem Laub. Ein geheimer Gruß? Ein Morsecode aus Moos?
Ich weiß nicht, ob ich verrückt bin – oder nur besonders empfänglich für Baumkommunikation. Jedenfalls: Ich liebe es. Der Wald hat Humor. Und ziemlich viele Gesichter.
Morgen geh ich wieder hin. Vielleicht antwortet einer endlich.

Anne Seltmann 06.07.2025, 08.21 | (9/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Es ist wieder Zeit für Rolands Würfelspiel. Im Juli, August und September wird mit 3 Würfeln gewürfelt.
Beispiele findet ihr bei >> Roland <<
Die Würfel fielen – 4+2+1=7
Macht folglich der 7. Buchstabe im Alphabet. Somit ist es das G.
Ich habe dafür Graffiti herausgesucht.
Anne Seltmann 04.07.2025, 17.07 | (3/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Willensfreiheit + erleben + unlustig
Ich laufe durch einen langen weißen Flur. Ich sehe viele Türen links und rechts. Jede Tür ist mit einem Wort beschriftet: "Tun", "Lassen", "Zweifeln", "Gehen", "Bleiben".
Ich öffne "Tun". Dahinter: dieselbe Tür.
Ich öffne "Lassen". Dahinter: dieselbe Tür.
Ich öffne "Willensfreiheit" und stehe vor einem Spiegel. Ich sehe mich an, aber mein Spiegelbild blinzelt nicht mit.
Ich erlebe mich als Beobachter meines eigenen Wünschens.
Eine Stimme ruft: "Wähle!"
Ich rufe zurück: "Was?"
Die Stimme: "Alles."
Unlustig dreht sich der Flur im Kreis. Die Türen wandern, ich bleibe.
Am Ende wache ich auf – und frage mich, ob ich überhaupt geschlafen habe.

Anne Seltmann 04.07.2025, 07.43 | (3/3) Kommentare (RSS) | TB | PL