Blogeinträge (Tag-sortiert)

Tag: Lyrik

Zu guter Letzt





Miezel, eine schlaue Katze,

Molly, ein begabter Hund,

wohnhaft an demselben Platze,

hassten sich aus Herzensgrund.

 

Schon der Ausdruck ihrer Mienen,

bei gesträubter Haarfrisur,

zeigt es deutlich: Zwischen ihnen

ist von Liebe keine Spur.

 

Doch wenn Miezel in dem Baume,

wo sie meistens hin entwich,

friedlich dasitzt, wie im Traume,

dann ist Molly außer sich.

 

Beide lebten in der Scheune,

die gefüllt mit frischem Heu.

Alle beide hatten Kleine,

Molly zwei und Miezel drei.

 

Einst zur Jagd ging Miezel wieder

auf das Feld. Da geht es bumm.

Der Herr Förster schoß sie nieder.

Ihre Lebenszeit ist um.

 

Oh, wie jämmerlich miauen

die drei Kinderchen daheim.

Molly eilt, sie zu beschauen,

und ihr Herz geht aus dem Leim.

 

Und sie trägt sie kurz entschlossen

zu der eignen Lagerstatt,

wo sie nunmehr fünf Genossen

an der Brust zu Gaste hat.

 

Mensch, mit traurigem Gesichte,

sprich nicht nur von Leid und Streit,

selbst in Brehms Naturgeschichte

findet sich Barmherzigkeit.

 

 ~*~


Wilhelm Busch 

1832 - 1908




Anne Seltmann 11.12.2024, 11.23 | (1/1) Kommentare (RSS) | TB | PL

Der moderne Weihnachtsmann





[Bild KI generiert / Text © Anne Seltmann]








Heiligabend war da, und der Weihnachtsmann stand in seiner futuristischen Werkstatt. Die Elfen arbeiteten längst an hochmodernen Maschinen, die Spielsachen, Gadgets und sogar individualisierte Geschenke in Rekordzeit herstellten. Auf einem Bildschirm blinkte die Liste der Wünsche, geordnet nach Priorität und Nachhaltigkeit.

"Schlitten 2.0 bereit,"meldete die KI-Stimme seines neuen Gefährts. Der Schlitten war mit Solarpanels ausgestattet und hatte ein Navigationssystem, das selbst die verstecktesten Winkel der Erde fand. Die Rentiere ruhten auf einer verschneiten Wiese, denn auch sie brauchten mal einen Feiertag.

Mit einem Wischen über das Interface aktivierte der Weihnachtsmann die Ladestation. Im Gepäck waren nicht nur Tablets und Spielekonsolen, sondern auch handgeschriebene Briefe von Kindern, die Wünsche wie Frieden, Gesundheit oder Zeit mit der Familie äußerten. Diese Briefe berührten ihn besonders – und so nahm er sich vor, mehr als nur Materielles zu schenken.

In jede Stadt brachte er kleine Magiepakete: ein unsichtbares Funkeln, das die Menschen einander näherbrachte. Streitende Nachbarn fühlten plötzlich Verständnis füreinander, gestresste Eltern legten ihre Arbeit beiseite, um mit ihren Kindern zu lachen, und Einsame fanden auf wundersame Weise Gesellschaft.

Als die letzte Lieferung gemacht war, setzte der Weihnachtsmann sich in einen Sessel in seiner Werkstatt. Er sah durch das Fenster in den sternenbedeckten Himmel und lächelte. Er hatte an diesem Abend keine Welt verändert, aber vielleicht ein paar Herzen. Und das war alles, was zählte.






"

Anne Seltmann 11.12.2024, 07.26 | (2/2) Kommentare (RSS) | TB | PL

Finde den Weg







Ein Schritt, ein Atemzug,
die Richtung unklar,
nur die Weite vor dir.
Stimmen rufen,
doch welche führt dich?

Der Pfad ist verborgen,
unter Zweigen, im Nebel,
kein Zeichen weist.
Doch in dir,
ein Flüstern,
ein Funke von Klarheit.

Du gehst, tastend,
durch Schatten,
durch Licht.
Der Weg entsteht
nur wenn du ihn gehst.


~*~


© Anne Seltmann






Inspiriert durch Piri!








Anne Seltmann 10.12.2024, 09.10 | (2/2) Kommentare (RSS) | TB | PL

Montagsherz N° 622




N° 622 






Vergangene Tage fließen wie ein Strom,
die Namen verblassen, doch die Liebe bleibt.
Unter der Erde schweigen die Worte,
doch in den Herzen leben die Erinnerungen weiter.


~*~

© Anne Seltmann



Ein Fundstück auf einem Friedhof











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09.12.2024, 01.00 | (6/6) Kommentare (RSS) | TB | PL

2.Advent








Es war der zweite Advent, und Tula ging wie jeden Sonntag mit ihrer Oma durch den Wald. Sie liebte diese Spaziergänge – die Luft war frisch, und der Schnee knirschte unter ihren Stiefeln. Doch an diesem Sonntag war etwas anders. Auf einem Baumstumpf lag ein einzelner, mit roten Beeren geschmückter Tannenzweig, wie absichtlich dort hingelegt. 

"Wer könnte das gemacht haben?", fragte Tula neugierig. Ihre Oma lächelte geheimnisvoll. "Man sagt, manchmal hinterlässt der Winterwald Geschenke für jene, die aufmerksam genug sind, sie zu entdecken." 

Tula nahm den Zweig vorsichtig in die Hand. "Aber was soll ich damit machen?" Oma dachte kurz nach. "Vielleicht bringt er Glück, wenn du ihn mit anderen teilst." 

Zuhause band Tula den Zweig mit einem roten Band an ein Glas voller Kekse. Am nächsten Tag brachte sie das kleine Geschenk zu Frau Breuer, der alleinstehenden Nachbarin. Frau Breuers Augen füllten sich mit Tränen. "Das ist das Schönste, was mir seit langem passiert ist", flüsterte sie. 

Am Abend, alsTula ins Bett ging, fiel ihr auf, dass der Zweig auf dem Baumstumpf in ihrer Vorstellung weiterleuchtete – nicht mit Licht, sondern mit der Wärme, die er in die Herzen anderer brachte.




© Anne Seltmann




08.12.2024, 00.00 | (4/3) Kommentare (RSS) | TB | PL

Es waren einmmal...


                  
                

   



In unserem Kindergarten führten wir immer Theaterstücke auf, die wir auch selbst geschrieben hatten. So entstand auch diese Geschichte, die 2010 von uns mit Handpuppen uraufgeführt wurde. Ich habe sie gestern wieder in meinem Archiv gefunden und wollte sie nicht verstauben lassen. Sie passt jetzt gerade zur Vorweihnachtszeit


...eine Ente und Igel, die einmal Weihnachten feiern wollten

Im tief verschneiten Wald herrschte Vorfreude: Ente, Igel und Gordon, das Känguru aus Australien, hatten beschlossen, gemeinsam Weihnachten zu feiern. Die Vorbereitungen liefen jedoch nicht ganz reibungslos – und das Chaos nahm schnell seinen Lauf.

Der Igel, beauftragt, den Weihnachtsbaum zu schmücken, schob stolz die funkelnde Lichterkette vor sich her. Doch bevor er sie ordentlich drapieren konnte, verhedderte er sich in den Lichtern. Nun stand er da, eingewickelt wie ein strahlender Weihnachtsigel, unfähig, sich zu bewegen. "Vielleicht bin ich ja die Deko?" rief er kichernd, während die Ente sich schlapplachte.

Die Ente hatte es auch nicht leicht: Sie wollte für Gordon ein Geschenk verpacken, aber irgendwie geriet alles aus den Fugen. Das Tesakrepp wollte nicht halten, und schließlich hatte sie mehr von dem Klebeband um sich selbst gewickelt als um das Geschenk. "Ich bin ein wandelndes Geschenkpapier!" quakte sie frustriert.

Und Gordon? Der wollte den anderen zeigen, wie man in Australien Weihnachten feiert. Kurzerhand sprang er in den Weihnachtsbaum – schließlich war er ein Känguru und Bäume klettern konnte nicht so schwer sein. Doch dort oben angekommen, stellte er fest, dass der Weg nach unten nicht ganz so einfach war. "Könnte mir jemand eine Leiter bringen?" rief er, während die Kugeln leise zu Boden plumpsten.

Der Waschbär, der eigentlich auch eingeladen war, hatte andere Pläne. "Ihr könnt machen, was ihr wollt", murmelte er und zog sich in seine Höhle zurück, "ich halte Winterschlaf." Und damit war er verschwunden.

Am Ende lösten die drei Freunde ihre Probleme gemeinsam. Der Igel wurde vorsichtig aus der Lichterkette befreit, die Ente konnte sich mit Gordons Hilfe vom Tesakrepp befreien, und der Weihnachtsbaum, obwohl etwas ramponiert, stand schließlich doch noch aufrecht. Und das Beste: Gordon brachte aus seinem Beutel ein kleines Geschenk für alle – eine Tüte voller australischer Eukalyptusblätter, die er als Tee aufbrühte.

So saßen die drei schließlich unter dem Baum, schlürften Tee und lachten über ihr Missgeschick. Denn manchmal ist es genau dieses Chaos, das Weihnachten zu etwas ganz Besonderem macht.




[Geschichte und Idee  © S.Peetz und © Anne Seltmann / Bilder sind KI generiert]




07.12.2024, 07.07 | (2/1) Kommentare (RSS) | TB | PL

Nikolaustag







[KI generiertes Bild / Text © Anne Seltmann]







Nikolaus zieht durch die Nacht,
sein Sack ist schwer, sein Schritt bedacht.
In Häusern flüstert leise Freude,
kleine Gaben, große Leute.

Mit roten Äpfeln, Nüssen fein,
bringt er Wärme in Herzen hinein.
Ein Lächeln schenkt er, groß und klein,
so zieht der Nikolaus wieder heim.


~*~


© Anne Seltmann







Anne Seltmann 06.12.2024, 00.00 | (1/1) Kommentare (RSS) | TB | PL

Marius Nature Thursday N° 12



N° 12 





Im Wald,
wo Schatten wie Gedanken verweilen,
säumt Stille die Wege.
Das Licht zerteilt die Dunkelheit,
schärft die Grenzen zwischen Raum und Zeit.

Ein Hauch von Feuchtigkeit im Moos,
ein Nebel, der die Ferne verhüllt.
Hier spürt man das Alter der Welt,
in jedem Stein, in jedem Atemzug der Erde.

~*~


© Anne Seltmann










Anne Seltmann 05.12.2024, 05.29 | (4/1) Kommentare (RSS) | TB | PL

Maritimer Mittwoch N° 209



N° 209 


[Analog 1977]








Ich träume vom Flüstern der Wellen,
vom Glanz der Strahlen, die Wärme bestellen.
Oh Sommer, so fern und doch so nah,
bringst Licht in die Dunkelheit, in das Jahr.

Die Sehnsucht brennt in frostigen Tagen,
ein Flüstern von Grün, von Blüten getragen.
Barfuß am Strand, das Herz voller Ruh',
oh Sommer, ich warte – wann kommst du dazu?


~*~


© Anne Seltmann







Angelas...





Anne Seltmann 04.12.2024, 07.07 | (3/3) Kommentare (RSS) | TB | PL

MosaicMonday N° 60




N° 60 

[KI generierte Bilder / Text © Anne Seltmann]








Kerzenlicht taucht den Raum in Wärme,

die Dunkelheit verliert ihre Schärfe.

Der Kerze verzehrt sich leise,

jeder Moment ist vergänglich.

 

Schatten tanzen an den Wänden,

wie flüchtige Erinnerungen,

mal nah, mal fern,

doch immer gegenwärtig.

 

Im Kerzenschein wird alles still,

ein Atemzug, ein Augenblick.

Zeit scheint stehenzubleiben,

nur das Licht bleibt lebendig.



~*~

© Anne Seltmann










Anne Seltmann 02.12.2024, 10.37 | (2/1) Kommentare (RSS) | TB | PL

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