Tag: Gedicht
Die Gelehrten und die Pfaffen
streiten sich mit viel Geschrei,
was hat Gott zuerst erschaffen –
wohl die Henne, wohl das Ei!
Wäre das so schwer zu lösen,
erstlich ward ein Ei erdacht,
doch weil noch kein Huhn gewesen,
darum hat`s der Has gebracht.
~*~
Eduard Mörike
Anne Seltmann 06.04.2023, 07.41 | (2/0) Kommentare (RSS) | TB | PL
Ich heiß nicht Emma, auch nicht Jonathan,
dichtet mir nicht solche Namen an.
Wir sind als Vögel längst benannt,
ich z. B. als Möwe schon bekannt.
Wir haben der Namen wie Sand am Meer
Drum nenn mich Emma oder Jonathan nimmermehr!
~*~
© Anne Seltmann
Möwenlied
Die Möwen sehen alle aus
als ob sie Emma hießen.
Sie tragen einen weißen Flaus
und sind mit Schrot zu schießen.
Ich schieße keine Möwe tot,
ich lass sie lieber leben -
und füttre sie mit Roggenbrot
und rötlichen Zibeben.
O Mensch, du wirst nie nebenbei
der Möwe Flug erreichen.
Wofern du Emma heißest, sei
zufrieden, ihr zu gleichen.
~*~
Christian Morgenstern
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Amerikanische Silbermöwe
Andenmöwe
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Heringsmöwe
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Mantelmöwe
Mantelmöwe
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Mittelmeermöwe
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Silbermöwe
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Zwergmöwe
Anne Seltmann 24.01.2023, 11.20 | (6/0) Kommentare (RSS) | TB | PL
Du Wichtel hast so viel noch zu tun
du hast keine Zeit dich auszuruhen.
Musst backen, kochen, schnitzen, sägen,
hämmern, malen, sticken und nähen.
Kleiner putziger Wicht
bring uns dein Weihnachtslicht
Schau heraus aus deinem Wichtelwald
denn wir erwarten dich so bald.
Und wie von Zauberei
hast du auch etwas für uns dabei.
~*~
© Anne Seltmann
Anne Seltmann 20.12.2022, 01.00 | (7/0) Kommentare (RSS) | TB | PL
Sankt Niklas zieht den Schlafrock aus,
klopft seine lange Pfeife aus
und sagt zur heiligen Kathrein:
öl mir die Wasserstiefel ein,
bitte hol auch den Knotenstock
vom Boden und den Fuchspelzrock,
die Mütze lege oben drauf,
und schütte dem Esel tüchtig auf,
halt auch sein Sattelzeug bereit;
wir reisen, es ist Weihnachtszeit.
Und dass ich`s nicht vergess, ein Loch
ist vorn im Sack, das stopfe noch!
Ich geh derweil zu Gottes Sohn
und hol mir meine Instruktion.
Die heilige Käthe, sanft und still,
tut alles, was Sankt Niklas will.
Der klopft indes beim Herrgott an,
Sankt Peter hat ihm aufgetan
und sagt: Grüß Gott! wie schaut`s denn aus?
und führt ihn ins himmlische Werkstättenhaus.
Da sitzen die Englein an langen Tischen,
ab und zu Feen dazwischen,
die den kleinsten zeigen, wie's zu machen,
und weben und kleben die niedlichsten Sachen,
hämmern und häkeln, schnitzen und schneidern,
fälteln die Stoffe zu zierlichen Kleidern,
packen die Schachteln, binden sie zu
und haben so glühende Bäckchen wie Du.
Herr Jesus sitzt an seinem Pult
und schreibt mit Liebe und Geduld
eine lange Liste. Potz Element,
wieviel artige Kinder Herr Jesus kennt!
Die sollen die schönen Engelsgaben
zu Weihnachten haben.
Was fertig ist, wird eingepackt
und auf das Eselchen gepackt.
Sankt Niklas zieht sich recht warm an;
Kinder, er ist ein alter Mann,
und es fängt tüchtig an zu schnein,
da muss er schon vorsichtig sein.
So geht es durch die Wälder im Schritt,
manch Tannenbäumchen nimmt er mit;
und wo er wandert, bleibt im Schnee
manch Futterkörnchen für Hase und Reh.
Aus Haus und Hütte strahlt es hell,
da hebt er dem Esel den Sack vom Fell,
macht leise alle Türen auf,
jubelnd umdrängt ihn der kleine Hauf:
Sankt Niklas, Sankt Niklas,
was hast du gebracht?
was haben die Englein
für uns gemacht?
Schön Ding, gut Ding,
aus dem himmlischen Haus;
langt in den Sack! holt euch was raus!
~*~
Paula Dehmel
(1862-1918)
Anne Seltmann 06.12.2022, 05.41 | (0/0) Kommentare | TB | PL
Die Windhosen
Beim Windhosenschneider Amorf
erstehen sich Palmström und Korf
zwei Windbeinkleider aus best-
empfohlenem Nordnordwest.
So angetan wirbeln sie quer
und kreuz über Festland und Meer
und fassen die Schurken beim Schopf
und lassen die Guten beim Topf.
Der Wetterwart schaut sie und stutzt:
Zum ersten Mal sieht er verdutzt,
was sonst rein phänomenal,
im Dienst einer klaren Moral.
~*~
Christian Morgenstern
Anne Seltmann 13.11.2022, 15.02 | (5/0) Kommentare (RSS) | TB | PL
Die Pilze
Euch unbesungen lassen,
die ihr mich fast ernährt.
Mir in den Wintertagen
so manche Lust gewährt!
Die ihr mir zu gefallen,
in mancherlei Gestalt
auf unserem Tisch erscheinet,
uns anlockt mit Gewalt.
Nie werd ich euch, o Pilze
mit Schweigen übergehen;
Wohl aber laut das Gute
das ihr mir that, gestehn.
Und wie ich freudig jauchze,
hab ich den Ort entdeckt,
wo zwischen Moos und Stümpfen
ihr listig euch versteckt.
~*~
Elisabeth Kulmann
1808-1825
Anne Seltmann 10.11.2022, 13.47 | (5/0) Kommentare (RSS) | TB | PL
Im Wechsel mit den Farben
leuchten Bäume wie im Rausch
verabschiedet sich der Oktober
tanzen Blätter ihr letztes Menuett
Anne Seltmann 31.10.2022, 16.14 | (3/0) Kommentare (RSS) | TB | PL
Ein nebelgrauer Morgen
im Haus brennt noch kein Licht
Kreisende Möwe auf Futtersuche
ein leiser Laut nur stört die Stille
Anne Seltmann 22.10.2022, 18.10 | (5/0) Kommentare (RSS) | TB | PL
Der Spatz
Ich bin ein armer Schreiber nur,
Hab' weder Haus noch Acker,
Doch freut mich jede Kreatur,
Sogar der Spatz, der Racker.
Er baut von Federn, Haar und Stroh
Sein Nest geschwind und flüchtig,
Er denkt, die Sache geht schon so,
Die Schönheit ist nicht wichtig.
Wenn man den Hühnern Futter streut,
Gleich mengt er sich dazwischen,
Um schlau und voller Rührigkeit
Sein Körnlein zu erwischen.
Maikäfer liebt er ungemein,
Er weiß sie zu behandeln;
Er hackt die Flügel, zwackt das Bein
Und knackt sie auf wie Mandeln.
Im Kirschenbaum frisst er verschmitzt
Das Fleisch der Beeren gerne;
Dann hat, wer diesen Baum besitzt,
Nachher die schönsten Kerne.
Es fällt ein Schuss. Der Spatz entfleucht
Und ordnet sein Gefieder.
Für heute bleibt er weg vielleicht,
Doch morgen kommt er wieder.
Und ist es Winterzeit und hat's
Geschneit auf alle Dächer,
Verhungern tut kein rechter Spatz,
Er kennt im Dach die Löcher.
Ich rief: "Spatz, komm, ich füttre dich!"
Er fasst mich scharf ins Auge.
Er scheint zu glauben, dass auch ich
Im Grunde nicht viel tauge.
~*~
Christian Morgenstern
Anne Seltmann 19.10.2022, 17.45 | (5/0) Kommentare (RSS) | TB | PL