Tag: Poem
träumen
vom sommer
auch
wenn der herbst
schon an die türe klopft
ahnen
der winter
hat noch viele
warme tage
wissen
dass jede jahreszeit
seinen eigenen frühling hat
Anne Seltmann 21.10.2006, 22.33 | (0/0) Kommentare | TB | PL
Silberne Nebel
gewebt zum Schleier
umhüllt von zartgoldenen Sternen
So strahlt
der Mond
auf samtblauen
Tuch
~*~
© Anne Seltmann
Anne Seltmann 20.10.2006, 16.17 | (3/0) Kommentare (RSS) | TB | PL
Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland,
Ein Birnbaum in seinem Garten stand,
Und kam die goldene Herbsteszeit
Und die Birnen leuchteten weit und breit,
Da stopfte, wenn´s Mittag vom Turme scholl,
Der von Ribbeck sich beide Taschen voll.
Und kam in Pantinen ein Junge daher,
So rief er: "Junge, wiste ´ne Beer?"
Und kam ein Mädel, so rief er: "Lütt Dirn,
Kumm man röwer, ick hebb ´ne Birn".
*
So ging es viel Jahre, bis lobesam
Der von Ribbeck auf Ribbeck zu sterben kam.
Er fühlte sein Ende. ´s war Herbsteszeit,
Wieder lachten die Birnen weit und breit;
Da sagte von Ribbeck: "Ich scheide nun ab.
Legt mir eine Birne mit ins Grab."
Und drei Tage drauf, aus dem Doppeldachhaus,
Trugen von Ribbeck sie hinaus,
Alle Bauern und Bündner mit Feiergesicht
Sangen "Jesus meine Zuversicht".
Und die Kinder klagten, das Herze schwer:
"He is dod nu. Wer giwt uns nu ´ne Beer?"
*
So klagten die Kinder. Das war nicht recht -
Ach, sie kannten den alten Ribbeck schlecht;
Der neue freilich, der knausert und spart,
Hält Park und Birnbaum strenge verwahrt.
Aber der alte, vorahnend schon
Und voll Mißtrauen gegen den eigenen Sohn,
Der wußte genau, was er damals tat,
Als um eine Birn´ ins Grab er bat,
Und im dritten Jahr aus dem stillen Haus
Ein Birnbaumsprößling sproßt heraus.
*
Und die Jahre gehen wohl auf und ab,
Längst wölbt sich ein Birnbaum über dem Grab,
Und in der goldenen Herbsteszeit
Leuchtet´s wieder weit und breit.
Und kommt ein Jung´ übern Kirchhof her,
So flüstert´s im Baume: "Wiste ´ne Beer?"
Und kommt ein Mädel, so flüstert´s: "Lütt Dirn,
Kumm man röwer, ick gew´ di ´ne Birn."
So spendet Segen noch immer die Hand
Des von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland.
~*~
Theodor Fontane
Am liebsten mag ich es, mit der Stimme von Otto Sander (Schauspieler) vorgelesen!
Anne Seltmann 17.10.2006, 18.34 | (8/1) Kommentare (RSS) | TB | PL
© Anne Seltmann
Anne Seltmann 23.08.2006, 18.59 | (7/4) Kommentare (RSS) | TB | PL
Du ich rieche dich
atme dich tief ein
Ich liebe deinen Duft
Du nimmst mir
die Sinne am Morgen
bist heiß und exotisch
Wenn du in mir bist
weckst du meine Sinne
Du bist mein Aphrodisiakum
Ich liebe meinen heißen
duftenden Kaffee
am Morgen
~*~
© Anne Seltmann
Anne Seltmann 17.07.2006, 05.40 | (6/0) Kommentare (RSS) | TB | PL
Heute morgen hörte ich schon das aufgeregte Zwitschern zweier Vögel. Es war so
munter, das ich ihnen einfach zuhören musste. Ich beugte ganz vorsichtig meine
Baumkrone, um es näher betrachten zu können und staunte gar nicht schlecht. In
meinen Zweigen befand sich ein Vogelnest indem es sich regte. Ich vernahm ganz
zarte klägliche Rufe von drei kleinen neuen Erdenbürgern. Ach war das ein
herrliches Treiben in meinen Zweigen. Es war ein Kommen und Gehen und mir
schien, als wenn dieses nie ein Ende nehmen wollte. Am Abend, wenn die Sonne
hintern den Bergen verschwand, bewegte ich leise meine Zweige, um die kleinen
Vogelkinder in den Schlaf zu wiegen. Das Rauschen meiner Blätter schien wie ein
Gute- Nacht - Lied geeignet.
Manchmal unterhielt ich mich mit meinen Freunden den Tannen und den Birken und
wir tauschten uns rege aus über das Leben in unseren
Zweigen. Jeder von uns konnte eine lustige Begebenheit erzählen.
Nur mir war manchmal nicht zum Lachen zumute und ich weiß nicht ob es meinen
Freunden auch aufgefallen ist. Ich vermisste in letzter Zeit das Rauschen der
Eichenblätter. Ja, und wenn ich mich ganz doll streckte und über alle
Baumkronen hinwegschaute, dann sah ich es ganz deutlich. Da wo einst die uralte
weise Eiche gestanden hatte, die mir so oft einen Rat gegeben und mich
getröstet hatte, da war jetzt ein großes freies Stück NICHTS. Wenn dann nachts
alles schlief, dann weinte ich so manche Träne, denn ich vermisste meinen alten
Freund. Dann erinnerte ich mich an jene schrecklich laute Geräusche ,die ich
auch schon aus meinen Kindertagen kannte. Die mir Angst machten, wenn dann
Menschen in den Wald kamen und ohne Erbarmen meine Freunde aus meinem Leben
rissen .....
Foto & Text © Anne Seltmann
Anne Seltmann 19.02.2006, 13.04 | (0/0) Kommentare | TB | PL
An Sprossenfenstern
malt der Winter
bizarre Eiskristalle -
Fantasieblumen
aus Kindertagen
~*~
© Anne Seltmann
Anne Seltmann 29.01.2006, 23.05 | (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL
Pusteblumen
verwehen im Wind
Abschied
liegt im Blütenstaub
In der Ferne
liegt der Neubeginn
~*~
© Anne Seltmann
Anne Seltmann 19.01.2006, 07.41 | (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL
Am Tannenbaum
leuchten die Lichter
Rote schwere Kerzen
tropfen wie Blut
Du malst so herrliche
Kinderbilder
und deine Stupsnase
hat so viele Sommersprossen...
Am Tannenbaum
leuchten die Lichter
Rote schwere Kerzen
tropfen wie Blut
Wärme macht sich breit
in seinem Unterleib
Lange was schlief
aber jetzt aufgewacht...
Am Tannenbaum
Rote schwere Kerzen
Tropfen wie Blut
Spiel doch ein wenig
mit deiner Puppe
Kämm ihr Haar
komm ich zeige
dir wie es geht...
~*~
© Anne Seltmann
Anne Seltmann 04.01.2006, 11.28 | (0/0) Kommentare | TB | PL
Ein leiser Reigen
tanzender Flocken
verhüllt die Erde
mit einem zarten
Winterkleid
Schneeballgedanken
sausen wie eine
Schlittenfahrt
an mir
vorbei
~*~
© Anne Seltmann
Anne Seltmann 18.12.2005, 12.43 | (0/0) Kommentare | TB | PL